Regierungsbildung dauerte im Schnitt 60 Tage

Am längsten, nämlich 129 Tage, mussten die Österreicher 1962/63 warten, bis ÖVP und SPÖ einig wurden.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat am Dienstag offiziell die Aufnahme von Regierungsverhandlungen mit der FPÖ verkündet. Sollten Volkspartei und Freiheitliche durchschnittlich lange über die künftige Koalition verhandeln, müssten sie vor Weihnachten fertig sein. Im langjährigen Schnitt dauerte die Regierungsbildung nämlich 60 Tage.

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Seit den 1990er-Jahren dauerten Koalitionsverhandlungen in Österreich aber meist länger. Nach der letzten Nationalratswahl 2013 nahmen die Gespräche zwischen SPÖ und ÖVP 78 Tage in Anspruch, 2008 waren es 65 und 2006 gar 102 Tage.

Am längsten, nämlich 129 Tage, mussten die Österreicher 1962/63 warten, bis ÖVP und SPÖ - widerstrebend - zum letzten Mal vor der Phase der Alleinregierungen einig wurden. Die anderen vier langen Verhandlungen spielten sich alle in den letzten zwei Jahrzehnten ab: 1995/96 brauchten SPÖ und ÖVP 86 Tage, um sich noch einmal zusammenzuraufen. Da sie das 1999/2000 in langen Verhandlungen nicht mehr schafften, mussten die Österreicher insgesamt 124 Tage auf die neue und erste schwarz-blaue Regierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) warten. Aber auch deren Fortsetzung 2002/3 wurde erst nach 96 Tagen fixiert. Davor hatte Schüssel nämlich ergebnislos mit den Grünen verhandelt.

Am schnellsten wurden neue Regierungen gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs sowie unter den SPÖ-Alleinregierungen in den 1970er-Jahren angelobt. 1945 dauerte es vom Wahltag bis zur Angelobung nur 25 Tage, 1971 ebenfalls 25 Tage und 1975 sogar nur 23 Tage.

Was die farbliche Zusammensetzung betrifft, werden Kurz und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die zweite schwarz-blaue Koalition in der Zweiten Republik bilden. Von 1945 bis 1966 war Österreich durchgehend großkoalitionär regiert, damals immer mit ÖVP-Kanzlern. Nach einer ÖVP-und vier SPÖ-Alleinregierungen sowie einer rot-blauen Regierungsperiode von 1983 bis 1986 kamen SPÖ und ÖVP 1987 - nachdem Jörg Haider die FPÖ übernommen hatte - wieder zusammen, allerdings unter SPÖ-Dominanz. Nach vier Perioden endete diese großkoalitionäre Phase mit der Wahl 1999. Es folgte Schwarz-Blau-Orange, das sich - über eine Wahl hinweg - bis 2006 hielt. Seit der Angelobung am 11. Jänner 2007 regiert in Österreich wieder die Große Koalition mit SPÖ-Kanzlern an der Spitze. Diese Ära ist vorerst zu Ende.

(APA)

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