Thomas Stelzer. Der oberösterreichische Landeshauptmann, Thomas Stelzer, verkörpert das künftige Verhältnis von Bundesland zu Bundesregierung – und Bundespartei – ganz gut: loyal, aber doch eigenständig.
Lang war es gar nicht so sicher, dass Thomas Stelzer Landeshauptmann von Oberösterreich werden würde. Ein monate-, ja jahrelanger Konkurrenzkampf der Kronprinzen, Bildungslandesrat Stelzer und Wirtschaftslandesrat Michael Strugl, um die Gunst von Josef Pühringer war dem vorangegangen. Letztlich wurde Stelzer dann durchgesetzt.
Und eines muss man ihm lassen: Er hat sehr schnell in die Rolle hineingefunden. Als hätte er nie etwas anderes getan. Dabei ist Thomas Stelzer kein Typ schulterklopfender oder polternder Landeshauptmann. Er wahrt eher Distanz, hat die Fähigkeit zur Ironie, meist begleitet von einem verschmitzten Lächeln.
Dass sich Thomas Stelzers Wirkungsbereich nicht auf Linz und Umgebung beschränken dürfte, zeigt sich auch daran, dass er seit Amtsantritt immer wieder Gesprächsrunden in Wien organisieren ließ: Um auch die Hauptstadtjournalisten auf dem Laufenden – und gewogen – zu halten. Stelzer tritt dabei als smarter, moderner Landesmanager auf.
Während Vorgänger Josef Pühringer seinem Landsmann Reinhold Mitterlehner bis zum Schluss die Treue gehalten hatte, galt Stelzer seit Längerem als Vertrauter von Sebastian Kurz. Er, der seine Karriere ebenfalls in der Jungen ÖVP begonnen hat, hat hier die Zeichen der Zeit recht rasch erkannt.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass Stelzer das Hemd in Linz letztlich näher sein wird als der Rock in Wien. Und sein Selbstbewusstsein, das jetzt schon kein geringes ist, wohl noch steigen wird, je länger er im Amt ist. Allerdings weiß auch Stelzer, dass die Nationalratswahl anders ausgegangen wäre, wenn nicht Sebastian Kurz Spitzenkandidat gewesen wäre. Bei aller Eigenständigkeit dürfte die Loyalität zum künftigen Bundeskanzler also bestehen bleiben.
Zumal ja auch Sebastian Kurz einer ist, der die Schlüsselspieler der Partei einzubinden pflegt. So wie er es auch bei seinem innerparteilichen Aufstieg getan hat. Auch da war Stelzer einer derjenigen, der in alle entscheidenden Schritte eingeweiht war. Als Kurz den Landesparteichefs einen Sieben-Punkte-Forderungskatalog auf den Tisch knallte, war das mit den wesentlichen Akteuren längst akkordiert. Ob die Parteifarbe nun Schwarz oder Türkis ist, ist einem wie Stelzer hingegen weitgehend egal.
Er wird, wenn nötig, Pflöcke aufstellen – so will das Land Oberösterreich mit seiner positiv bilanzierenden Krankenkasse keine fusionierte Bundeskasse. Aber er wird Sebastian Kurz wohl auch keine Steine in den Weg legen. Zumal gerade Stelzers schwarz-blaue Landesregierung in Oberösterreich als Role Model für den Bund gilt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2017)