"Völliger Irrsinn": Petition für Rauchverbot gestartet

Symbolbild Rauchverbot
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Mehr als 150.000 Menschen haben bereits eine Online-Petition gegen die Pläne von ÖVP und FPÖ unterzeichnet. Auch von Ärzten hagelt es nach wie vor Kritik.

Die Pläne von ÖVP und FPÖ, das für 2018 geplante Rauchverbot in der Gastronomie zu kippen, sorgen weiterhin für Empörung. Eine Montagnachmittag gestartete Online-Petition mit dem Titel "Wir fordern ÖVP und FPÖ auf: Das Nichtrauchergesetz muss bleiben!" haben mit Stand Mittwochfrüh bereits mehr als 150.000 Menschen unterzeichnet.

"Das generelle Rauchverbot in der Gastronomie zählt in Europa mittlerweile zum Standard, dem Österreich noch immer hinterher hinkt. Mit einer Aufhebung der 2015 beschlossenen Novelle des Tabakgesetzes geht Österreich weiterhin als 'Europas Aschenbecher' keinen neuen Weg. Es ist völliger Irrsinn, die endlich begonnene Trendwende jetzt plötzlich wieder umzukehren und nachhaltig zu vernichten", erklären die Initiatorin der Petition, die Österreichische Krebshilfe. 

Die FPÖ setzt ebenfalls auf die deutsche Online-Plattform openPetition. Die Tiroler Freiheitlichen haben derzeit die Petition "Nein zum absoluten Rauchverbot" am Laufen mit bisher rund 400 Unterstützern. Eingereicht wurde diese laut openPetition vom Obmann der FPÖ Wipptal, dem Wirten Helmuth Detassis. Eine sich ebenfalls gegen das absolute Rauchverbot richtende Petition einer Grazer Shisha-Bar gewann bisher rund 6.200 Unterstützer.

Ärzte: "Müssen Patienten und Nichtraucher schützen"

Auch die Ärztekammer übt heftige Kritik an den schwarz-blauen Plänen: "Das ist schlecht für die Gesundheit der Österreicher. Ärzte können nicht für das Rauchen sein", betonte Kammer-Präsident Thomas Szekeres. "Es ist nachgewiesen, dass nach generellen Rauchverboten in der Gastronomie zum Beispiel die Häufigkeit von Herzinfarkten zurückgegangen ist. Wir Ärzte müssen unsere Patienten und auch die Nichtraucher schützen."

Für völlig obsolet hält der US-Kardiologie und kalifornische Anti-Rauch-Papst Stanton Glantz die Diskussionen rund um mögliche negative wirtschaftliche Effekte eines generellen Gastro-Rauchverbots: "Beverly Hills war die erste kalifornische Gemeinde, die ein generelles Rauchverbot verhängte. Den Gegnern gelang es schließlich, wieder eine Aufhebung des Verbots zu erreichen. Wir erhielten von den Steuerbehörden die Quartalsumsätze der Gastronomie und hatten dadurch zwei direkt vergleichbare Zeitperioden. Da stellte sich heraus, dass das Verbot bzw. die (vorübergehende; Anm.) Aufhebung keinen Effekt auf die Umsätze hatten. Sonst hätte es nach der Rücknahme des generellen Verbots zum Beispiel in Beverly Hills einen Anstieg der Umsätze geben müssen. Das war nicht der Fall." Die entsprechende wissenschaftliche Studie publizierte Glantz bereits im Jahr 1994.

Das Ausbleiben von negativen wirtschaftlichen Effekten sei mittlerweile in vielen Dutzend Studien nachgewiesen, betonte Glantz. "Die einzigen, die das zeigten, waren von der Tabakindustrie gesponsert. Und insgesamt machte das generelle Rauchverbot die Lokale ertragreicher, weil sie zum Beispiel weniger oft ausmalen müssen und weniger an Prämien für die Brandversicherung zahlen müssen."

"Das ist eine Verschlechterung gegenüber dem derzeitigen Stand, weil die Wirte in Österreich offenbar nicht mehr nur bis zu einer Grundfläche des Lokals von 50 Quadratmetern sondern bis zu 75 Quadratmetern entscheiden dürfen sollen, ob sie ein 'Rauchlokal' haben wollen oder nicht", sagte der Wiener Umweltmediziner Manfred Neuberger von der Initiative Ärzte gegen Raucherschäden. Der versprochene stärkere Schutz der Jugendlichen mit Anhebung des Alterslimits für das Rauchen von 16 auf 18 Jahre sei schlicht und einfach ein "Feigenblatt". "Das haben nämlich die Bundesländer längst beschlossen."

"Kurz hat Gesundheitsschutz auf Altar der Tabakindustrie geopfert"

Die Initiative "Ärzte gegen Raucherschäden" warf ÖVP-Chef Sebastian Kurz vor, "den Gesundheitsschutz auf dem Altar der Tabakindustrie geopfert" zu haben. "Die Verbesserung des Jugendschutzes, die er (Kurz, Anm) als Feigenblatt verwendet, ist gar keine Bundeskompetenz und war schon früher von den Ländern beschlossen worden", hielten die Mediziner fest. Kurz habe gewusst, dass ÖVP-Landeshauptleute für die rauchfreie Gastronomie eintraten und habe sich von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit der Androhung einer Volksabstimmung zu CETA über den Tisch ziehen lassen.

Österreich hätte mit dem Rauchverbot ab Mai endlich seine Schlusslichtposition verlassen und seine Reputation verbessern können. Aber der Außenminister habe diese Chance nicht genutzt, sondern dem "nikotinsüchtigen Strache" in allen Punkten nachgegeben, beklagten die "Ärzte gegen Raucherschäden" - und baten, die Entscheidung zum Rauchverbot zu überdenken.

>> Online-Petition

(Red./APA)

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