Wien: Private Asylplätze deutlich billiger als Großquartiere

Flüchtlingsunterkunft
FlüchtlingsunterkunftAPA/HELMUT FOHRINGER
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In Wien wohnt nur ein Drittel der Asylwerber in organisierten Unterkünften. Die neue Regierung will die individuelle Unterbringung verbieten.

Der Plan der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung, dass individuelle Unterbringung für Asylwerber künftig nicht mehr möglich sein soll, hat in der rot-grünen Stadtregierung für Aufregung gesorgt. Neben migrationspolitischen Aspekten legt Wien nun mit monetären Argumenten nach. Denn laut Fonds Soziales Wien (FSW) kostet die private Unterbringung weit weniger als jene in größerer organisierter Form.

"Aktuell werden in der Wiener Grundversorgung für einen privat wohnenden Asylwerber pro Monat durchschnittlich 280 Euro aufgewendet, im organisierten Quartier sind es 730 Euro", rechnete FSW-Chef Peter Hacker im APA-Gespräch vor. Der erhebliche Unterschied erkläre sich vor allem daraus, dass in heimähnlichen Quartieren, wie sie etwa NGOs betreiben, zusätzliches Personal für Aufsicht und Betreuung notwendig ist. In Wohnungen gebe es außerdem keine Liste an Vorschriften - von Hygiene bis Feuerpolizei.

13.000 Asylwerber in privaten Wohnungen

In Wien befinden sich derzeit 19.300 Personen in Grundversorgung. Nur ein Drittel davon wohnt in rund 100 organisierten Unterkünften. Der Großteil, nämlich 13.000 Menschen, lebt demnach in privaten Wohnungen. Der scheidende Wiener FPÖ-Vizebürgermeister und nun zum blauen Klubchef im Bund bestellte Johann Gudenus hatte die Debatte insofern angeheizt, als er mit Bezug auf das Regierungsprogramm die Schaffung von "Massenquartieren" am Stadtrand vorgeschlagen hatte. Das löste bei SPÖ und Grünen Empörung und Ablehnung aus. Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte sich beim gestrigen ersten Ministerrat der neuen Regierung nicht allzu angetan von der Idee gezeigt und gemeint, man müsse Konkreteres bei Gudenus selbst nachfragen. Er habe keine Ahnung, "wie er sich das vorstellt in der Realität".

Hacker betonte heute, dass es abgesehen vom finanziellen Aspekt auch integrationstechnisch keinen Sinn mache, die Privatunterbringung abzuschaffen: "Das Bewohnen eines heimähnlichen Quartiers ist per se ein untypischer Lebensumstand." Wenn man wolle, dass die Menschen möglichst bald auf eigenen Füßen stehen und nicht am "öffentlichen Geldsackl" hängen, müsse man diese ungewöhnliche Situation für die Betroffenen möglichst kurz halten. Hacker sprach vom "Normalisierungsprinzip".

Laut FSW-Geschäftsführer ist die Möglichkeit der Privatunterbringung vertraglich mit dem Bund geregelt. Freilich könne ein solcher Pakt jederzeit einseitig gekündigt werden. "Dann muss der Bund allerdings die Flüchtlingshilfe ganz allein bewältigen und aus Wien gibt es dafür keinen einzigen Cent mehr", warnte er. Hacker rechnet aber ohnehin nicht mit einem Aus der Regelung. Vielmehr werde es wohl bald einmal Gespräche zur Causa geben.

(APA)

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