Verteidiger lösen Streit aus: Grasser-Richterin wird laut

BUWOG-PROZESS: RICHTERIN MARION HOHENECKER
BUWOG-PROZESS: RICHTERIN MARION HOHENECKERAPA/HANS KLAUS TECHT/APA-POOL
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Das Hochegger-Geständnis stand weiter im Zentrum.

Wien. Am Mittwoch, dem 9. Verhandlungstag des Buwog-Prozesses gegen Karl-Heinz Grasser und 13 andere Angeklagte, ist es erstmals soweit: Richterin Marion Hohenecker wird laut. Sie liest den Grasser-Anwälten Manfred Ainedter und Norbert Wess gründlich die Leviten: „Wir führen das Verfahren nicht aufgrund einer Materialschlacht: da 800 Seiten Anklage, dort 600 Seiten Gegenschrift.“

Und weiter: „Es ist auch nicht erheblich, ob jemand falsch zitiert wird oder nicht, oder ob jemand etwas falsch, undeutlich oder unvollständig formuliert. Es geht auch nicht um Vermutungen, ob irgendjemand irgendwas gesehen haben könnte. Sondern um Beweismittel aus dem Akt.“ Diese Standpauke wird nötig, weil die Anwälte sich einen Disput mit den Oberstaatsanwälten Alexander Marchart und Gerald Denk liefern.

Ein Disput, der die Befragung des Ex-Lobbyisten Peter Hochegger durch die Anwälte unnötig lange hinauszögert; genau die Befragung, auf die Beobachter seit Tagen warten, geht es der Verteidigung doch darum, Hochegger möglichst schlecht aussehen zu lassen – jenen Hochegger, der als einziger ein Geständnis abgelegt hat. Und dadurch Grasser und sich selbst schwer belastet.

Letztlich gelingt es den Anwälten aber nicht, Hochegger aus der Fassung zu bringen. Das schaffen kurz davor aber – unbeabsichtigt – die beiden Ankläger. Als sie den 68-Jährigen fragen, warum er denn Grasser und sich selbst derart belaste (Grasser bekam laut Hochegger einen Teil der Buwog-Provision, Grasser bestreitet das), ringt Hochegger mit den Tränen und greift zu einem Glas Wasser. Dann wiederholt er: „Ich muss das verantworten, was ich gemacht habe.“

Das Privatleben der Schöffen

Zu einer seltsamen Szene kommt es schon Mittwochfrüh: Die Richterin rügt Grasser-Anwalt Ainedter. Sie habe von den Schöffen (Laienrichter) erfahren, dass Ainedter diese angesprochen und zu verstehen gegeben habe, dass man über ihr Privat- und Berufsleben recherchiert habe. Das sei „nur Smalltalk“ gewesen, so Ainedter. Fortsetzung: Donnerstag. (m. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2018)

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