Kurz am Holocaust-Gedenktag: Österreicher waren auch Täter

Sebastian Kurz
Sebastian Kurz imago/ZUMA Press
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Auch Österreicher hätten sich "an den grausamen Verbrechen der Shoa beteiligt", mahnt Kanzler Kurz. SPÖ-Chef Kern erinnert an "die jüngsten Vorfälle in der FPÖ".

Mit Appellen gegen Antisemitismus, Rassismus und Hetze begingen Österreichs Politiker den Holocaust-Gedenktag. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) betonte, dass "Österreicher auch Täter und somit an den grausamen Verbrechen der Shoa beteiligt" waren - und nannte die Bekämpfung des Antisemitismus als Priorität der Regierung. SPÖ-Chef Christian Kern erinnerte an "die jüngsten Vorfälle in der FPÖ".

Kurz sprach in einer schriftlichen Stellungnahme von einer besonderen historischen Verantwortung, zu der sich die neue Bundesregierung bekenne, gerade auch im heurigen Gedenkjahr. Es sei ihm auch ein Anliegen gewesen, an der Holocaust Gedenkveranstaltung des Parlaments teilzunehmen. "Die Schilderungen der dort anwesenden Zeitzeugen, die selbst unfassbares Leid erleben mussten, waren äußerst berührend", erklärte der Kanzler, dessen Koalitionspartner FPÖ mit dem Skandal um ein Nazi-Liederbuch einer Burschenschaft zu kämpfen hat.

Kurz will "die richtigen Konsequenzen ziehen"

"Dieser Gedenktag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Shoa niemals zu vergessen", so Kurz weiter: "Aus der Erinnerung an die unzähligen Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns müssen wir auch die richtigen Konsequenzen für Gegenwart und Zukunft ziehen und uns unserer Geschichte ehrlich und vorbehaltlos stellen." Diese Verantwortung treffe alle, insbesondere auch jüngere Generationen. "Für Antisemitismus, Rassismus und Hetze darf es keinen Platz in unserer Gesellschaft geben. Es ist daher sehr wichtig, solchen Tendenzen mehr denn je entschieden entgegenzutreten."

Bildungs- und Wissenschaftsminister Faßmann besuchte - am Freitag - gemeinsam mit dem Präsidenten der Israelischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, den Wiener Stadttempel in der Seitenstettengasse. Die kritische Auseinandersetzung mit den Menschheitsverbrechen der Shoah, den Herrschaftsstrukturen der Nationalsozialisten sowie auch die Erinnerung an den Widerstand und an die Helfer verfolgter Menschen seien heute Teil der Identität Österreichs, merkte Faßmann an: "Gerade wenn es um das Lernen aus der Geschichte geht, ist eine Gesellschaft verpflichtet, bewusst hinzuschauen."

Kern betont Bekenntnis zum "Niemals Wieder"

"Auch die jüngsten Vorfälle in der FPÖ, zeigen, dass der Internationale Holocaust-Gedenktag nichts von seiner Bedeutung verloren hat", hielt SPÖ-Chef Christian Kern fest. Das Bekenntnis zum "Niemals Wieder" gelte immerwährend. "Nur wer die Erinnerung und das Gedenken an die unzähligen Opfer des Nazi-Regimes aktiv hochhält, wird auch wachsam sein gegenüber allen rassistischen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Tendenzen", sagt Kern, und stellte klar, dass es für Rassismus, Hetze und Hass keinen Millimeter Platz geben dürfe.

"Wir dürfen dieses schwarze Kapitel unserer Geschichte niemals vergessen und müssen alles dafür tun, dass nationalsozialistische Ideologien nie wieder Platz in der Gesellschaft finden." Das sei umso wichtiger in Zeiten, in denen rechte Propaganda allen überall auf den Straßen, im Internet und den sozialen Netzwerken begegnen kann, stellte Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske fest - und forderte dazu auf, "entschieden und aktiv gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aufzutreten".

Der Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Jänner müsse Anlass und Verpflichtung sein, den Kampf gegen antisemitisches und rechtsextremes Gedankengut mit aller Entschlossenheit zu führen, appellierte Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenrates und des Österreichischen Seniorenbundes: "In einer starken Demokratie wie der unsrigen haben rechte Hetze und Extremismus nichts verloren."

(APA)

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