Causa Landbauer: „Er kann nicht alle Lieder gekannt haben“

Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger
Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger(c) Foto Tschank
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Im Land will die ÖVP nicht mit Udo Landbauer zusammenarbeiten. In Wiener Neustadt tut sie das allerdings bereits. Bürgermeister Klaus Schneeberger erklärt wieso.

Im Land schließt die ÖVP eine Zusammenarbeit mit Udo Landbauer aus. In Wiener Neustadt koalieren Sie als ÖVP-Bürgermeister bereits mit ihm und wollen das weiter tun. Wie passt das zusammen?
Klaus Schneeberger: Für das Auge passt das nicht zusammen. Aber wenn man in die Tiefe blickt, dann wird man für mein Verhalten Verständnis haben.

Wieso sollte man?
Würde ich heute eine neue bunte Regierung in Wiener Neustadt bilden, und die Causa wäre bekannt, würde ich Landauer nicht in der Stadtregierung akzeptieren, weil er eine Belastung für den Beginn einer neuen Periode darstellt.

Und für das Weiterarbeiten in der Koalition ist er keine Belastung?
Es ist ein Unterschied, ob ich jemanden neu in eine Regierung aufnehme, oder ob ich ihn aufgrund von Vorwürfen, die noch nicht nachgewiesen sind, abberufe. Ich arbeite seit drei Jahren mit Udo Landbauer in der Regierung zusammen, und er ist in dieser Zeit in keinster Weise nur im Ansatz nationalistisch oder irgendwie abwegig aufgefallen. Er war loyal, hat mitgearbeitet. Es ist ein Vertrauensverhältnis entstanden.

Sie sind auch Klubobmann der niederösterreichischen ÖVP. Hätte sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner nicht auf Ihr Urteil verlassen können?
Ich habe Verständnis für die Landeshauptfrau. Ich würde an ihrer Stelle genauso handeln. Es geht darum, ob ich jemanden neu aufnehme oder jemanden abberufe. Das ist ein ganz gravierender Unterschied. Auch wenn das viele so vielleicht nicht sehen wollen.

Udo Landbauer sagt, dass er die antisemitischen Lieder nicht kennt. Glauben Sie ihm?
Herr Landbauer sagte, dass das Buch über 270 Seiten hat, er kann nicht alle Lieder gekannt haben. Und ich habe derzeit keinen Grund, ihm nicht zu glauben.


ÖVP-Chef Sebastian Kurz wollte FPÖ-Chef Strache zwar nicht raten, Landbauer aus der Partei auszuschließen. Er sagte aber, dass er genau wüsste, was er tun würde. Konterkarieren Sie seine Position?
Ich sage so: Jeder beurteilt einen Fremden anders, wenn er sein Gesicht kennt.

Der Parteichef hat also ein falsches Urteil über Herrn Landbauer gefällt?
Ich verstehe seine Sichtweise. Von der Ferne würde ich genauso be- und verurteilen. Aus der Nähe kennt man den Menschen. Und ich bin einer, der Menschen vertraut. Auch wenn ich mir vielleicht die Hand verbrenne.

Es handelt sich also um bundespolitische Vorverurteilungen?
Nein. Aus dem Blickwinkel der Bundespolitik habe ich Verständnis für derartige Beurteilungen, aber aus der Nähe schauen viele Dinge anders aus. Eines sage ich aber gleich: Wenn nur im Ansatz etwas herauskommt, das ich heute nicht weiß, dann wird er von mir in der Stadtregierung abgelöst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2018)

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