Schieder-Anhänger packen schon. Ludwigs Personalumbau wird aber ein Balanceakt aus Revanche und Brückenschlagen sein müssen, will er die Fehler jener, die Faymann stürzten, vermeiden. Der Umbau in Wien bedeutet auch neue Kräfte in den Bundesgremien - nicht unbedingt zugunsten Christian Kerns.
„Ich weiß nicht ob die Stimmung schlechter wäre, wenn die FPÖ gerade in Wien die Wahl gewonnen hätte“, sagt ein Mitarbeiter eines Wiener Stadtratbüros, das dem Schieder-Lager zuzuordnen ist. Mitarbeiter packen schon Kartons, weil sie davon ausgehen, bald keinen Job mehr zu haben. Die Wunden und die Kränkung sind nach der Kampfabstimmung um die Parteiführung der Wiener SPÖ zwischen Klubobmann Andreas Schieder und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig groß. Für viele ist es, als hätten sie ihre politische Heimat verloren.
Diese Situation ist für Sieger Ludwig ein Balanceakt. Er muss sein Revier markieren, gefährliche Gegner ruhig stellen und Versprechen an seine Unterstützer erfüllen. Gleichzeitig muss er sich davor hüten, nicht an denselben Fehlern zu scheitern, wie jenes Lager das er gerade besiegt hat – und das somit von einstigen Gewinnern zu Verlierern wurde. Denn sie waren es, die erfolgreich Werner Faymanns Sturz im Mai 2016 unterstützten. Danach schafften sie es aber nicht, Verlierer nicht als Verlierer dastehen zu lassen und den Gekränkten die Hand zu reichen. Etliche der damaligen Faymann-Anhänger sind heute Ludwig-Fans, die Rachegefühle noch immer groß – aber wenn Ludwig die Partei befrieden will, wird er diesen nicht zu sehr nachgeben dürfen.