In einem Fernsehbeitrag schimpft ein 86-Jähriger über "stinkende Juden". Tirols FPÖ-Chef Abwerzger steht daneben, nickt und meint: So etwas solle man nicht sagen. Auf Twitter gingen die Wogen hoch - unverständlich für den Freiheitlichen.
Ein Mann beschwert sich vor laufender Kamera darüber, dass man "stinkerte Juden" heute nicht mehr sagen dürfe. Würde man es doch tun, werde man "sofort Nazi" geschimpft. Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger steht daneben, während der Mann in das Mikrofon des ORF spricht. Er nickt, dann sagt er: "Soll ma aber nicht ('stinkende Juden' sagen, Anm.)." Die Tiroler SPÖ zeigt sich empört über diese Reaktion des Spitzenkandidaten und fordert dessen Rücktritt.
"Wer derlei Aussagen unkommentiert stehen lässt, gar noch anerkennend nickt, kann kein Vertreter der Tirolerinnen und Tiroler sein. Gegen dieses Gedankengut muss man aufstehen", sagte Tirols Spitzenkandidatin Elisabeth Blanik im "Kurier" vom Montag. Auch der rote Bundesgeschäftsführer Max Lercher zeigte sich empört: "Abwerzger muss das sofort aufklären oder umgehend zurücktreten. Denn für Antisemitismus gibt es keinen Platz in der österreichischen Politik." Auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter gingen am Wochenende die Reaktionen hoch.
Abwerzger: "Deutlich widersprochen"
Abwerzger, blauer Spitzenkandidat für die Tirol-Wahl am 25. Februar, versteht die Aufregung nicht. "Ich kann nicht nachvollziehen, wie man mir unterstellen kann, ich hätte zustimmend genickt. Ich habe diesem 86-jährigen Mann zugehört - kann sein, dass ich früher hätte sagen sollen, er soll den Blödsinn lassen." Nachträglich habe man dann aber natürlich mit ihm über seine Aussagen gesprochen - "und auch widersprochen", rechtfertigte sich der Freiheitliche dann auch im ORF - der nach der Aufregung eine verlängerte Variante der Sendung ausspielte.
Auf Twitter legte Abwerzger nach: "Die Beurteilung, weshalb der ORF das so geschnitten hat, lasse ich jedem selbst über." Außerdem fordert er, ebenso wie FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk dazu auf, "umgehend das gesamte Material online zu stellen". Die Angelegenheit werde "sowohl im Stiftungs- und Publikumsrat, wie auch rechtsanwaltlich umfassend zu prüfen und untersuchen zu sein", kündigte Vilimsky an.
Brigitte Gogl als Chefredakteurin des ORF Tirol erteilte dem Ansinnen der FPÖ umgehend eine Absage. Ungesendetes Material werde grundsätzlich nicht herausgegeben, sagte sie im "Kurier".
Tweet von Markus Abwerzger:
(Red.)