Gudenus: "So haben wir 60 bis 70 Prozent blaue Handschrift"

APA/HERBERT NEUBAUER
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Vor 2021 soll es keinen Volksentscheid über das Rauchverbot geben, sagt FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. Früher sei das durch den Koalitionspakt mit der ÖVP nicht möglich.

Die FPÖ hält an der geplanten Aufhebung des Rauchverbots in der Gastronomie fest. Das derzeit laufende Volksbegehren für ein Rauchverbot sei zu respektieren, die Anliegen seien legitim, es gelte aber trotzdem, was ÖVP und FPÖ im Regierungsprogramm ausgemacht haben, sagte FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus.

Für Gastronomen soll es in der Frage Nichtraucherlokal oder Lokal mit Raucherbereich weiterhin Wahlfreiheit geben. Der Ausbau der direkten Demokratie sei der FPÖ nach wie vor ein großes Anliegen, eine verpflichtende Volksabstimmung nach einem erfolgreichen Volksbegehren wird laut Regierungsprogramm ab 2021 eingeführt, so Gudenus. Eine frühere Implementierung sei mit der ÖVP nicht machbar gewesen. Man müsse bei der Verhandlung eines Regierungsprogramms auch Kompromisse eingehen. "Aber was ist die Alternative: die FPÖ ist nicht in der Regierung, und wir können null Prozent unseres Programms umsetzen. So haben wir 60 bis 70 Prozent blaue Handschrift."

"Blau-Türkis in Wien - warum nicht?"

Gudenus ortet derzeit "eine gewisse Stimmungsmache" gegen die Freiheitlichen. Dabei sollte das Gegenteil der Fall sein: "Die Regierung ist jetzt zwei Monate im Amt. Wir haben im Ministerrat jede Woche Beschlüsse gefasst, die gut für Österreich sind." Als Beispiele nannte er die Entlastung der kleinen und mittleren Einkommen, die Entlastung von Familien, das Sicherheitspaket oder die Aufstockung der Polizei. "Das ist ein sehr gutes Regierungsprogramm. Das wollen wir jetzt Schritt für Schritt umsetzen. Wir haben noch fünf Jahre vor uns", betonte Gudenus. Ein wichtiger Eckpfeiler sei die Reform des Steuersystems: "Die Steuer- und Abgabenquote soll runter. Das wird eine Periode des Regierens sein, wo die Menschen eine spürbare Entlastung erleben."

In der türkis-blauen Koalition sieht Gudenus übrigens auch ein mögliches Modell für Wien. "Blau-Türkis in Wien - warum nicht? Wenn es sich ausgeht. Ich glaube in Wien wäre ein Machtwechsel nach Jahrzehnten sozialdemokratischer Vormachtstellung ganz gut. Das würde Wien gut tun. Aber man muss sich alle Varianten anschauen, und wir sind offen für eine Variante, die gut für die Stadt ist." Es werde interessant, wie es in Wien in der SPÖ weitergeht. "Michael Ludwig wurde gewählt, aber der Streit ist noch nicht vorbei." Die Entscheidung über den freiheitlichen Spitzenkandidaten für die Wiener Landtagswahl werde etwa ein Jahr vor der Wahl fallen. Gudenus selbst schloss ein Antreten als Spitzenkandidat dabei nicht aus.

"Schlagseite" bei ORF

Kritik übte der freiheitliche Klubobmann am ORF. "Die Medien sind ein wichtiges Korrektiv. Medien- und Pressefreiheit ist ganz wichtig und wurde 1848 von den geistigen Vorfahren der Freiheitlichen neben der Versammlungsfreiheit und der Redefreiheit miterstritten. Beim staatlichen Rundfunk hat man aber schon ein bissl den Eindruck einer Schlagseite. Da ist es durchaus legitim, die Sinnhaftigkeit der GIS-Gebühren zu hinterfragen. Wir sind froh über eine breite und vielfältige Medienlandschaft, aber beim ORF ist eine Reform dringend notwendig."

Ob dies auch einen Wechsel im ORF-Management bedeutet, werde man sich genau anschauen, sagte Gudenus. "Es geht weniger um Personen als um die Umsetzung von Reformen bis hin zu einer Abschaffung der GIS-Gebühren, um eine Entlastung und effizientere Gestaltung zu ermöglichen. Der ORF ist ein sehr aufgeblasenes Gebilde, wo manche glauben, sie können machen, was sie wollen. Die Leute regt das auf. Das kann es nicht sein. Wichtig sind Objektivität, faire Berichterstattung und Parteiunabhängigkeit."

Liedtexte: "Abscheulich" und "nicht zu dulden"

Die aktuelle Diskussion über die Burschenschaften und deren Gedankengut hält Gudenus, der selbst Mitglied der Mittelschulverbindung Vandalia Wien und der Hochschulverbindung Aldania Wien ist, für einseitig. "Schwarze Schafe gibt es überall, und die brauchen wir auch nicht." Zuletzt aufgetauchte antisemitische und rassistische Liederbuchtexte einzelner Burschenschaften nennt der FPÖ-Politiker "abscheulich" und "nicht zu dulden". Am Holocaust gebe es jedenfalls nichts zu relativieren. "Das ist für mich eine ganz klare Sache. Wenn Menschen verfolgt und getötet werden, ist das abzulehnen."

Zugleich sprach sich Gudenus gegen Pauschalverdächtigungen gegenüber Burschenschaftern aus. "Wenn SPÖ-Chef Christian Kern sagt, Burschenschafter haben in der SPÖ nichts verloren, dann insinuiert er eigentlich die mögliche Selbstauflösung der SPÖ, weil die Gründerväter der Sozialdemokraten waren Burschenschafter, Viktor Adler, Ferdinand Lassalle." Durch die Arbeit der FPÖ-Historikerkommission erwartet sich Gudenus mehr Transparenz und eine Bereinigung dunkler Flecken.

(APA)

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