„Flachländer“ in den Bergen

Ungewohntes Bild: Alexander Van der Bellen in Uniform. Im Hintergrund seine Frau, Doris Schmidauer, und FPÖ-Verteidigungsminister Mario Kunasek.
Ungewohntes Bild: Alexander Van der Bellen in Uniform. Im Hintergrund seine Frau, Doris Schmidauer, und FPÖ-Verteidigungsminister Mario Kunasek.HBF/Peter Lechner
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Der Bundespräsident auf Truppenbesuch mit Hubschrauber – zuerst bei der Radarstation Kolomansberg, dann in Hochfilzen bei der Gebirgsausbildung „Capricorn“.

Hochfilzen. Alexander Van der Bellens Reise am Donnerstag verlief in Teilen wie der Beginn einer „Universum“-Dokumentation. In einer schwarzen Black Hawk des Bundesheeres wurde der Präsident über die Gipfel der Alpenrepublik geflogen – über oberösterreichische, salzburgerische, tirolerische – und über die Seen des Salzkammerguts. Und all das bei strahlendem Sonnenschein. Der Schnee war – um den Kitsch zur Perfektion zu führen – aber noch nicht geschmolzen.

Es ist der vierte Truppenbesuch Van der Bellens in seiner Rolle als Bundespräsident. Mit ihm gereist war seine Frau, Doris Schmidauer. Und, zum ersten Mal, auch Mario Kunasek. Der FPÖ-Verteidigungsminister ist bei Weitem kein Neuling, wenn es um den Besuch von Bundesheersoldaten geht. Aber an der Seite des Oberbefehlshabers des Bundesheers wirkte Kunasek fast schüchtern; ein bisschen wie jemand, der zum ersten Mal mit seinem Chef zum Geschäftstermin muss.
Der Präsident hatte seinerseits auf offiziellen Terminen auch noch nicht so viel mit den Ministern der neuen Regierung zu schaffen – es ist seine zweite gemeinsame Reise mit einem türkis-blauen Minister. Der erste war Heinz Faßmann, der Van der Bellen zum Cern in die Schweiz begleitet hatte.

Tatsächlich: Kunasek sagt, er habe ein „sehr gutes, sachliches Verhältnis“ zu Van der Bellen. Der gemeinsame Termin gefalle ihm „ausgezeichnet“. Mit dem Oberbefehlshaber spreche er regelmäßig, und dabei sei er, Kunasek, froh, dass dieser sich für das Bundesheer interessiere. Die Bundesheerjacke wirkt am Präsidenten dennoch ungewohnt. Van der Bellen stieg – in sie gehüllt – mit der Bemerkung, man sei ja nun in Tirol, seinem Heimatbundesland, in Hochfilzen aus dem Hubschrauber und ließ sich von Soldaten das Überlebenstraining der Übung „Capricorn“ erklären, das das Bundesheer für internationale Heere in den Alpen ausrichtet. Danach streichelte Van der Bellen einen Haflinger, begutachtete mit Frau und Minister ein Schneebiwak und nannte die anwesenden belgischen Soldaten, die sich vor Kurzem der Übung stellten, „Flachländer“. Ein Tiroler darf das vermutlich.

550 Soldaten aus acht Nationen tummeln sich unter Aufsicht der Österreicher dank des Überlebenstrainings im Hochgebirge: Österreich habe eine „echte Kompetenz“ in der Gebirgsausbildung, sagten Präsident und Minister unisono, und die teilnehmenden Soldaten seien äußerst motiviert für die in der Tat große Herausforderung, in höchsten Höhen ihre Aufgaben zu bestreiten. Als Belohnung gibt es dafür übrigens neben einer kleinen Urkunde auch eine ordentliche gebirgige Gesichtsfarbe.

Eurofighter umkreisen Van der Bellen

Schon zuvor, vom Hubschrauber aus, hatte der Präsident eine weitere Kompetenz des österreichischen Bundesheeres erleben dürfen. Von St. Pölten aus hatten Eurofighter das Geschwader ein Stück weit eskortiert und – wie kleine Schwalben – elegante Bahnen um den Black Hawk geschwungen.

Für die Flieger freilich eine willkommene Übungseinheit. Für den Präsidenten ein maßgeblicher Teil seines Besuches. Vor dem Termin in Hochfilzen wurden er und Kunasek auch bei der Radarstation Kolomansberg empfangen. Die Station in der Nähe von Thalgau ist Teil der Luftraumüberwachung des Bundesheers. Und wirkt ungefähr so abgeschieden wie das Hotel am Berg, in dem Jack Nicholson in Stanley Kubricks „The Shining“ dem Wahnsinn verfällt.

Acht Soldaten betreuen die Station, die aus zwei Radartürmen besteht, im Dienstrad; sie stellen die Daten zur Verfügung, die andere auswerten – und im Fall des Falles wird aufgrund dieser Daten bestimmt, wann die Eurofighter aufsteigen. Er sei daran zwar „ehrlich interessiert“, meinte Van der Bellen, „aber ich verstehe kein Wort davon, wie die das machen“. Die Soldaten schienen sich zu freuen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2018)

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