Der Kardinal und sein Caritas-Chef bilden ein gründlich ungleiches Duo in Österreichs katholischer Kirche. Zuletzt war Eminenz verstört bis verärgert. Über die überaus harte Kritik am Sparkurs der Bundesregierung. Darf man das? Oder muss man das?
Die Wellen der Aufregung sind noch nicht verebbt. Wie scharf darf ein (wichtiger) Teil der katholischen Kirche Vorhaben der Bundesregierung öffentlich kritisieren? Diese Frage wird zwischen den Bischofssitzen Eisenstadt und Feldkirch derzeit mit seltener Leidenschaft diskutiert – und auch in ÖVP-Kreisen. Die beiden Pole werden von Christoph Schönborn und Michael Landau gebildet. Was ist passiert?
Nun, die Direktoren der Caritas-Bundesländerfilialen haben ein Tabu gebrochen. Sie sind in die tagespolitische Arena gestiegen. Das alleine wäre so außergewöhnlich nun nicht. Aber sie haben vergangene Woche in einer Schärfe Kritik an Plänen der Regierung geübt, wie sie sonst nur von Oppositionsparteien kantigerer Art bekannt ist. So sehen die Caritas-Chefs sogar den sozialen Frieden durch Kürzungen bei der Mindestsicherung und der Abschaffung der Notstandshilfe in Gefahr.