Buwog-Prozess: Die „Freimaurer-Connection“

Die Freundschaft zwischen Walter Meischberger (li. Mitte) und Karl-Heinz Grasser ist längst zerbrochen.
Die Freundschaft zwischen Walter Meischberger (li. Mitte) und Karl-Heinz Grasser ist längst zerbrochen.(c) APA/HELMUT FOHRINGER/APA-POOL
  • Drucken

Tag sechs der Einvernahme von Berater Walter Meischberger: Die Medien und der Geheimbund seien schuld am Kesseltreiben gegen ihn gewesen.

Wien. Da konnte sich sogar Richterin Marion Hohenecker das Lachen nicht verbeißen, die sonst den bisher größten Wirtschaftsprozess Österreichs um mutmaßliche Korruption beim Verkauf der Buwog und dem Terminal Tower sachlich führt: Als der durch sein schillerndes Outfit bekannte Anwalt Michael Dohr, diesmal in grellem Orange, den großen Schwurgerichtssaal verließ, meinte der einvernommene Walter Meischberger: „Die MA 48 verlässt uns.“

Zum sechsten Mal wurde der ehemalige FPÖ-Politiker und einstige Vertraute des Erstangeklagten, Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, am Dienstag in die Mangel genommen. Stundenlang klopfte Hohenecker die Selbstanzeigen bei der Finanz im Jahr 2009, Protokolle früherer Einvernahmen und Aussagen aus dem Strafverfahren sowie seine Tagebucheintragungen aus dieser Zeit auf Widersprüche ab.

Das Bild, das Grassers Trauzeuge abgab, war nicht gerade schmeichelhaft. Denn Meischberger gab einmal mehr keine schlüssigen Auskünfte. Im Kern ging es wieder um die Provision von 9,6 Mio. Euro, die Meischberger und Hochegger für die „Beratung“ des siegreichen Immofinanz-Konsortiums bei der Buwog-Privatisierung kassierten, sowie die „Prämie“ von 200.000 Euro von Porr für den Linzer Terminal Tower. Erst als die Medien Wind bekamen und der Wirbel losbrach, gab Meischberger in kurzem Abstand zwei Selbstanzeigen ab. Denn „ich wollte glauben, das die Verrechnung über das Ausland steuerlich okay ist“.

Die 200.000 Euro habe er allein kassiert – oder doch nicht ganz: Zehn Prozent behielt Hochegger, weil er seine zypriotische Gesellschaft Astropolis zur Auslandsverrechnung zur Verfügung gestellt hatte. Dieser Weg sei auch bei der Buwog-Provision gewählt worden. „Ich wollte nicht, dass publik wird, dass ich bei der Buwog berate.“ Warum seien statt 9,6 Mio. letztlich 9,9 Mio. Euro von der Immofinanz geflossen? Davon habe er bei der Selbstanzeige erfahren. Den Grund wisse er bis heute nicht. Wie viel bekam Hochegger? 15 Prozent waren ausgemacht, er habe mehr wollen, man habe sich auf 20 Prozent geeinigt. Schriftlich habe es dazu nichts gegeben. Grasser sei nicht informiert gewesen, „das hätte ihn auch nicht interessiert“.

„Keine illegale Quelle“

Während Meischberger früher erklärt hatte, der entscheidende Tipp für den Kaufpreis (den er an die Immofinanz weitergereicht haben soll) sei vom verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider gekommen, meinte er am Dienstag: „Es gab keine illegale Quelle, alle meine Infos waren öffentlich.“

Zurück zu den Medien: Über sie räsonierte Meischberger häufig im Tagebuch, so wie über Grassers öffentliche Distanzierung von ihm in der Zeitung „Österreich“ und Hocheggers Versuch, sich aus der Schusslinie zu bringen. Dass die Selbstanzeige publik wurde, sei einer „Freimaurer-Connection“ geschuldet, ist Meischberger überzeugt. Diese sei von Hochegger über Anwälte zu Journalisten und Politikern gelaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

„Habe immer zum Wohl der Republik gehandelt“: der Angeklagte Karl-Heinz Grasser (r.) mit Anwalt Manfred Ainedter.
Buwog-Prozess

Grassers Schlussworte: „Nichts Unrechtes getan“

Am 168. Verhandlungstag sprachen Karl-Heinz Grasser und Co. ihre Schlussworte. Damit fiel der Startschuss für die länger dauernden Beratungen des Richtersenats.
Buwog-Prozess

Grasser: "Immer nur die Interessen der Republik im Sinne gehabt"

Er sei unschuldig und hoffe auf ein "gerechtes Urteil“, sagt der Ex-Finanzminister am letzten Hauptverhandlungstag im Buwog-Prozess.
Grasser-Anwalt Norbert Wess: "Wenn die WKStA schon mich gerne beleidigt, sollte sie berücksichtigen, dass sie auch das Gericht lächerlich macht."
Buwog

„Es kann nur einen Freispruch geben“

Im Buwog-Prozess rechneten die Ankläger zuerst mit Karl-Heinz Grasser ab, nun fordern die Verteidiger einen Freispruch.
Manfred Ainedter und Karl-Heinz Grasser
Buwog-Prozess

Plädoyer: Grasser wurden "beste Jahre seines Lebens genommen"

Anwalt Manfred Ainedter fordert für Ex-Minister Karl-Heinz Grasser einen Freispruch von allen Anklagepunkten. Zeugen hätten vor Gericht gelogen, die Staatsanwälte falsch gehandelt.
Die Ankläger Alexander Marchart und Gerald Denk.
Schlussplädoyers

„Grasser hat kassiert, er ist schuldig“

Buwog-Prozess: Die Plädoyers der beiden Oberstaatsanwälte gerieten zu einer unerbittlichen Abrechnung mit Karl-Heinz Grasser. 2,5 Millionen Euro Bestechungsgeld habe der seinerzeitige Finanzminister in seine eigene Tasche fließen lassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.