„Wo woar mei Leistung?“ Mit dieser etwas desperaten Frage ging der Lobbyist Walter Meischberger in die Justizgeschichte ein.
Wien. Im zum Bersten voll besetzten Auditorium Maximum der Uni Wien lösten sie Lachsalven aus – die von Kabarettisten vorgetragenen Lesungen aus den Abhörprotokollen des Buwog-Verfahrens. Die besten Zitate finden sich in zahllosen Zeitungsartikeln, man hört sie bei Veranstaltungen, liest sie auf T-Shirts oder Aufklebern. Sie sind zu geflügelten Worten geworden. Am 38. Verhandlungstag des Buwog-Prozesses sind sie endlich auch Thema im Gerichtssaal.
Die von Walter Meischberger im Februar 2010 gestellte Verlegenheitsfrage „Wo woar mei Leistung?“, längst Synonym für ungeniertes Faulsein, sei gar nicht so gemeint gewesen. Das sagte der mittlerweile unter Untreue-Anklage stehende Urheber dieser Wortschöpfung am Dienstag im Straflandesgericht Wien. Die Frage war damals unter dem Druck der Ermittlungen an den – nun mitangeklagten – Immobilienmakler Ernst Plech gestellt worden. Übrigens: Plech wurde nun aus gesundheitlichen Gründen für verhandlungsunfähig erklärt.
Die legendäre Leistungsfrage, gestellt im Rahmen eines Telefonats, bezog sich auf das Wiener Immobilienprojekt „Nordbergstraße“. Eine dort liegende Immobilie der Telekom Austria war an ein Konsortium rund um die Baufirma Porr verkauft (und später teurer weiterverkauft) worden. Meischberger war beim Einfädeln des Deals mit an Bord, konnte sich aber eben nicht genau daran erinnern. Jedenfalls hatte ihm das Ganze 700.000 Euro Provision beschert.
Plech war damals auch eher schlecht disponiert. Er konnte wenig Erhellendes beitragen: „Deine Leistung woar . . . ahh . . . deine Leistung woar . . . ahhh . . . dass du . . . i' bin jetzt völlig durcheinander wegen der anderen G'schicht do.“
So viel scheinbares Unwissen wollte Meischberger nun nicht auf sich sitzen lassen. Man müsse bedenken, dass er damals gefragt habe, wo seine Leistung war. Nicht was seine Leistung war. Vor allem aber habe ihn interessiert, wie sein väterlicher Freund Plech das Geschehen in Erinnerung hatte.
In einem weiteren polizeilich aufgezeichneten und nun im Gerichtssaal vorgespielten Telefonat erkundigte sich Meischberger bei Plech erneut über die Immobilie Nordbergstraße 15 in Wien-Alsergrund: „Wo ist denn des eigentlich?“ Und der Makler klärte ihn auf: „Die Nordbergstraße ist, wenn du den Julius-Tandler-Platz, dort wo der Franz-Josef-Bahnhof ist, nach rechts abbiegst.“ In einem Punkt war sich dann aber wieder Plech nicht so sicher: „I' hob mitkassiert – oder?“
„Da bin ich jetzt supernackt“
Auch Telefonate zwischen Meischberger und Grasser wurden abgehört, dies war den Ermittlern möglich, obwohl die beiden Verdächtigen wohlweislich anonyme Wertkartenhandys verwendeten. Insgesamt wurden nicht weniger als 3600 Telefonate abgehört. Die meisten waren aus Sicht der Staatsanwaltschaft aber irrelevant.
In einem Telefonat zwischen Meischberger und Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser bekannte Ersterer, dass er sich an die Projekte des Porr-Konzerns, die ihm teils ordentliche Provisionen einbrachten, nicht mehr recht erinnern könne. So kam es zu dem nicht minder bekannten Meischberger-Sager: „Da bin ich jetzt supernackt.“ Grasser empfahl dem Ex-FPÖ-Politiker nachzuschauen, wo die Porr tätig sei: „Da würd ich halt ein bissl eine Recherche machen. (...) Ich mein, des siehst eh im Internet, in welchen (Ländern, Anm.) sind's, was haben sie gemacht, welche Projekte habens' wo gemacht.“ Inwieweit Meischberger dem Rat seines Freundes folgte, ist nicht überliefert.
Heute, Mittwoch, wird der Buwog-Prozess fortgesetzt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2018)