Faßmann will breite Debatte über Kopftuchverbot in Unterstufe

Bildungsminister Heinz Faßmann: Wir müssen Normen setzen
Bildungsminister Heinz Faßmann: Wir müssen Normen setzenAPA/HERBERT NEUBAUER
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Nach dem Vorstoß für ein Kopftuchverbot in Kindergärten soll nun auch über ein solches in Schulen debattiert werden. "Wir müssen Normen setzen, was geht und was nicht", sagt der Bildungsminister.

Nach dem Vorstoß für ein Kopftuchverbot in Kindergärten soll nun auch über ein solches in Schulen debattiert werden. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sprach sich in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag für eine breit aufgestellte Debatte über ein Kopftuchverbot in der Unterstufe aus.

"Wir müssen Normen setzen und sagen, was geht und was nicht", begründet Faßmann die Linie der Regierung in dieser Frage. Es brauche eine breite Debatte mit allen Parteien mit dem Ziel eines "gesellschaftlichen Konsens, wie es weitergehen soll mit der Religionsthematisierung in der Schule". Auch ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen ist für Faßmann sinnvoll, denn er sei für ein "ideologisch neutrales Auftreten der Repräsentanten des öffentlichen Dienstes".

Den Einwand, dass es in Kindergärten kaum Mädchen mit Kopftuch gebe, ließ Faßmann nicht gelten. Es gehe hier nicht um die Zahl oder um das Kopftuch als modisches Accessoire, sondern ob man gesellschaftspolitische Errungenschaften infrage stelle und darum, Normen zu setzen.

Er kündigte außerdem eine Studie an, die klären soll, wie viele zugewanderte Schüler zwischen sechs und 14 Jahren sich nicht auf die säkulare Gesellschaft einlassen wollen und welche Motive der Eltern dahinterstehen. Im Gespräch dafür ist momentan ist der Soziologe und Politikberater Kenan Güngör. Er würde gerne wissen, wie die Quantität dieses Problems sei. "Diversität ist manchmal auch Konflikt", sagte Faßmann zur Debatte über Brennpunktschulen.

In der Debatte um Asylwerber in Lehre sprach sich Faßmann für eine strikte Trennung zwischen Asyl und Arbeitsmigration aus. "Das ist sehr wichtig". In der aktuellen Diskussion "findet eine Vermischung statt und das kann ich nicht gutheißen". Österreichs Wirtschaft brauche Zuwanderung, es sei denn, man führe mehr Frauen in Arbeit oder führe das faktische Pensionsalter an das gesetzliche heran, so der Minister.

Änderungen am Notensystem

Änderungen bei der Notengebung in der Volksschule wird es voraussichtlich im nächsten Schuljahr geben. Dann soll es verpflichtend auch Ziffernnoten geben - wobei Faßmann diese allein aber nicht ausreichen. "Eine Note allein ist zu wenig. Man muss auch erklären, was dahintersteckt." Sowohl Ziffernnoten als auch verbale Erklärungen dazu seien daher eine sinnvolle Maßnahme. Derzeit überlege man noch, ob man auch schon im ersten Semester der ersten Klasse verpflichtend zur Ziffernnote greifen müsse oder man damit noch bis zum Ende der ersten Klasse warte.

Weitere Änderung in der Notengebung: Zum wiederholten Mal kündigte der Minister an, die siebenteilige Notenskala in der Neuen Mittelschule abzuschaffen. Sie habe sich "empirisch gesehen als nicht kommunikationsfreundlich herausgestellt".

Keine Probleme mit FPÖ

Eine Änderung der Ferienregelung kündigte Faßmann ebenfalls für das kommende Schuljahr an. Für die Schaffung von Herbstferien zwischen Nationalfeiertag und Allerseelen brauche man nur wenige Tage - woher diese kommen, sollten aber zunächst einmal Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter untereinander klären. In Frage kämen etwa die schulfreien Dienstage nach Ostern und Pfingsten, die Verwendung von schulautonomen Tagen oder kürzere Sommerferien. Er könne sich gut vorstellen, dass es zumindest innerhalb der einzelnen Bildungsregionen hier eine Akkordierung gibt.

Etwas länger dauert noch eine Neuregelung der Bildungswegentscheidung. Ab 2020 soll es dazu in der dritten und siebenten Schulstufe Talente-Checks geben, die über die Potenziale der Kinder Aussagen treffen sollen. Diese sollen zusammen mit den Noten und Elterngesprächen über die weitere Schullaufbahn der Kinder entscheiden. Faßmann sieht dies nicht als zusätzliche Belastung für die Kinder: Man wolle weg von einer punktuellen Beurteilung der Kinder hin zu einem breiteren Prozess. Wenn die Bildungswegentscheidung nun nicht mehr allein von der Lehrerbeurteilung abhänge, sondern auch von anderen Faktoren, würde vielmehr Druck weggenommen.

Die Arbeit mit der FPÖ bezeichnete Faßmann als professionell. "Ich sehe keine Probleme."

(APA)

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