Eurofighter-U-Ausschuss. Millionenzahlungen an einen früheren Magna-Manager geben Rätsel auf.
Wien. Wozu wurden die 183 Millionen Euro verwendet, die Eurofighter für die Abwicklung der Gegengeschäfte gezahlt hat? Um diese entscheidende Frage geht es in den kommenden Monaten im Eurofighter-Untersuchungsausschuss. Am Donnerstag war der frühere Magna-Manager Hubert Hödl geladen, der eine ganz bemerkenswerte Doppelrolle hatte: Bei Magna war er derjenige, der die Gegengeschäftserklärungen beim Wirtschaftsministerium einreichte. Und gleichzeitig gehörte ihm eine Firma, die für Eurofighter Gegengeschäfte mit Magna vermittelte.
Es ist die Welt der Briefkästen, Stiftungen, Steueroasen und Treuhänder, in der sich der U-Ausschuss diesmal bewegt. Im Fall Hödl sieht dies vereinfacht gesagt so aus: Die Eurofighter-Konzernmutter EADS gründet eine Briefkastenfirma namens Vector Aerospace in London zur Abwicklung der Gegengeschäfte. Die beauftragt diverse andere Briefkastenfirmen mit der Abwicklung, in diesem Fall eine schwedische Firma namens Orbital. Die wiederum beauftragt eine Grazer Firma Namens Inducon, deren Geschäftsanteile von einem Treuhänder verwaltet werden. Hinter Inducon steht Hödl, der auf diesem Weg 1,3 Mio. Euro von Vector Aerospace erhält. Neben Inducon gibt es eine weitere Firma namens Domerfield in Zypern, die von einer Treuhandgesellschaft namens Ionics verwaltet wird. Domerfield gehört der in Liechtenstein beheimateten Calone-Stiftung, das ist die Privatstiftung der Familie Hödl. Vector zahlt 5,5 Mio. Euro an Domerfield, von dort fließen 3,7 Mio. Euro an die Privatstiftung, von denen 1,8 Mio. in bar abgehoben werden. Und da verliert sich die Spur des Geldes.
Sowohl Hödl als auch sein Vorgesetzter, der frühere Magna-Chef Siegfried Wolf, verteidigten die Konstruktion. So sei zusätzliches Geschäft für Magna generiert worden. Wolf gab an, Hödl die Nebenbeschäftigung gestattet zu haben, da er sonst einen guten Mitarbeiter verloren hätte. Und Domerfield habe, so Hödl, gar nichts mit Eurofighter in Österreich zu tun, sondern sei auf dem osteuropäischen Markt tätig.
Etliche Fragen blieben trotzdem offen: Warum etwa hat Inducon eine Provision für ein Geschäft bekommen, das neun Monate vor der Gründung von Inducon abgeschlossen wurde? Hödl erklärt es damit, dass er schon vor der Firmengründung tätig gewesen sei. Warum soll Domerfield für Tätigkeiten in Osteuropa bezahlt worden sein, obwohl der einzige Firmenzweck von Vector Aerospace die Gegengeschäfte in Österreich waren? Und warum akzeptiert Magna wirklich die Doppelrolle von Hödl? Es kann ja nicht im Interesse eines Unternehmens liegen, dass ein Mitarbeiter von der Gegenseite für Geschäfte mit der eigenen Firma bezahlt wird. Über all dem steht die Frage: Warum musste der EADS-Konzern überhaupt dafür bezahlen, dass Geschäfte mit ihm gemacht werden?
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2018)