Als Kern seine Partei ins Chaos stürzte: Ein Drama in fünf Akten

Kern (links) nach dem Treffen der SPÖ-Parteispitze am Dienstagabend.
Kern (links) nach dem Treffen der SPÖ-Parteispitze am Dienstagabend.(c) APA/EXPA/SCHROETTER (EXPA/SCHROETTER)
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Dass publik wurde, dass sich SPÖ-Chef Christian Kern gen Brüssel verabschieden möchte, war nicht nur für die SPÖ sondern auch für Kern selbst überraschend. Seitdem ist die Partei im Ausnahmezustand und übt sich in Schadensbegrenzung. Wie es dazu kam.

SPÖ-Chef Christian Kern wurde am Dienstag von seinem geplanten Überraschungseffekt überrascht. Denn plötzlich wurden seine Zukunftspläne dann doch schneller publik, als ihm lieb war - seitdem herrscht in der SPÖ Chaos. Ein Drama in fünf Akten.

Das Vorspiel

Die SPÖ hat ihr Parteiprogramm fertig und will in den nächsten Monaten vor allem eines: Sich als Pro-EU-Partei profilieren, den EU-Ratsvorsitz als Bühne nutzen, um dann gestärkt in die EU-Wahl im Mai 2019 zu gehen. Was noch fehlt, ist ein Spitzenkandidat. Wunschkandidatin Kerns soll Pamela Rendi-Wagner gewesen sein, die aber aus privaten Gründen absagte. Die Mutter von zwei Kindern will lieber in Wien bleiben.

Gleichzeitig reift in Kern der Gedanke, die Spitzenkandidatur selbst übernehmen zu können. Auch seitens der deutschen Schwesterpartei SPD Zuspruch  gegeben haben, sich um eine Kandidatur der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) zu bemühen, heißt es aus Kerns Umfeld. Im Umfeld von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles zeigte man sich ob des Entschlusses von Kern aber eher überrascht.

Österreichs SPÖ hat innerhalb der europäischen Sozialdemokraten ein gutes Standing, denn im Europavergleich schneidet die SPÖ noch gut ab - Kern hat auf den Spitzenposten also sogar gute Chancen. Ein Abgang nach Brüssel wäre außerdem eine elegante Lösung, seine innerparteilichen Kritiker in Österreich zu besänftigen. Dass er nach der verlorenen Wahl im Herbst früher Platz machen werde, war absehbar. Mit einem Wechsel würde Kern trotzdem seinem einstigen Versprechen näher kommen, zehn Jahre in der Politik bleiben zu wollen.

Erster Akt: Der Plan

Offiziell streitet Kern sein Interesse für eine EU-Kandidatur ab. Denn die Sache ist heikel. Verkündet er seine Pläne zu früh, ohne seine innerparteilichen Kritiker ins Boot geholt zu haben, könnte daraus nichts werden. So hat einst auch Werner Faymann seinem Vorgänger Alfred Gusenbauer einen Spitzenposten in Brüssel vermasselt: Er verhinderte ihn als EU-Außenminister. Also muss die Kommunikation innerparteilich stimmen.

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