"Thomas, du bist ein Bobo": Steirische SPÖ-Kritik an Drozda

Thomas Drozda
Thomas Drozda(c) Clemens Fabry (Presse)
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Michaela Grubesa, Mitglied im SPÖ-Bundesparteivorstand, stimmte der Nominierung von Thomas Drozda zum neuen Bundesgeschäftsführer nicht zu. Auf Facebook kritisiert sie den "Akademiker im Anzug". Er will das Gespräch mit ihr suchen.

Die Entscheidung der designierten SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, ihren Vertrauten, den ehemaligen Kanzleramtsminister Thomas Drozda, zum neuen roten Bundesgeschäftsführer zu küren, stößt nicht überall auf Wohlwollen. Vor allem der steirische Vizelandeshauptmann Michael Schickhofer soll in der Vorstandssitzung noch heftig für seinen Landsmann Max Lercher interveniert haben. Bei der Wahl von Drozda im Parteipräsidium am Dienstag gab es laut Sitzungsteilnehmern acht Enthaltungen, was etwa zehn Prozent der Stimmberechtigten entspricht. Für Drozda durchaus verständlich, wie er am Mittwoch in der "ZiB2" sagte: "Es war klar, dass die steirische Landesorganisation eine Präferenz für Max Lercher hat, das kann ich nachvollziehen."

Ob das genügt, um seinen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, ist fraglich. Auf Facebook fand jedenfalls die rote Landtagsabgeordnete Michaela Grubesa am Mittwoch harte Worte in Richtung Drozda. Grubesa, die auch Mitglied im SPÖ-Bundesparteivorstand ist und dort Drozdas Nominierung die Zustimmung verweigerte, nannte ihn in einem Posting einen "Bobo" und "Akademiker im Anzug", dem es an politischen Visionen fehle. Und weiter: "Vielmehr hätten wir uns gewünscht, dass jemand die Geschäfte unserer Partei leitet, mit dem wir gern auch im Fußballstadion ein paar Bier kippen oder Eisstockschießen gehen würden. Das Mindeste aber wäre gewesen, in einer Pressekonferenz nach so einer Vorstandssitzung D A N K E zu sagen."

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Lercher hingegen wurde mit lobenden Worten bedacht: Dass dieser seinen Sessel zur Verfügung gestellt habe, sei "eine Art von Größe" gewesen, "die in der Politik so oft vorkommt wie ein Trinkbrunnen in der Sahara. Eine völlig unumstrittene Person, die in den letzten Monaten für die Sozialdemokratie mehr geleistet hat als manche in ihrer gesamten Laufbahn", befand Grubesa.

Darauf angesprochen, ließ Drozda am Donnerstag via SPÖ-Parteizentrale ausrichten, er möchte der Abgeordneten nichts über die Medien ausrichten. Um die Differenzen auszuräumen, wolle er aber das persönliche Gespräch mit der steirischen Parteikollegin suchen.

Lercher ruft Partei zu Zusammenhalt auf

Lercher selbst meldete sich am Donnerstagnachmittag zu Wort und rief die Partei zur Geschlossenheit auf. "Wir haben eine großartige Vorsitzende und eine Chefin sucht sich selbst ihr Team", betonte er in einem Posting auf Facebook. Und er fügte hinzu: "Das ist für mich kein Grund zur Verbitterung und es sollte auch für euch keiner sein. Denn Verbitterung schadet unserer Sache. Sie sät Zwietracht und macht unsere Herzen klein."

Er "werde immer dort sein, wo die Partei mich braucht", so Lercher weiter, der auch eingestand, dass die letzten Stunden "nicht leicht" für ihn waren". "Ich war voller Leidenschaft Bundesgeschäftsführer und ich wäre es auch gerne geblieben."

Der Facebook-Eintrag von Michaela Grubesa:

(hell/APA)

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