Liste-Pilz-Chefin Stern protestiert gegen Familienbonus

Maria Stern
Maria SternAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die Parteichefin lehnt den türkis-blauen Familienbonus ab, will "ihren" Bonus an einen Elternverein spenden - und hofft auf Nachahmer.

Mit dem Jahr 2019 tritt der Familienbonus, auf den sich die türkis-blaue Bundesregierung geeinigt hat, in Kraft. Schon jetzt stößt das auf Kritik der Parteichefin der Liste Pilz: Wie der "Standard" berichtet, protestiert Maria Stern, Mutter von drei Kindern (eines davon über achtzehn Jahre), gegen den Bonus - und zwar, in dem sie ihren Bonus in Höhe von 3500 Euro schon jetzt an einen Elternverein spendet. "Ich weigere mich so lange meinen Familienbonus anzunehmen, bis die Regierung wirkungsvolle Maßnahmen gegen Kinderarmut setzt", sagte Stern am Montag.

Daher habe sie die Initiative "SOS Familienbonus" gegründet und hofft auf Nachahmer auf der Onlineplattform "factbox.me" in den Reihen von Besserverdienern, sodass das Geld letztlich einkommensschwachen Familien und ihren Kindern zugutekomme.

Die Parteichefin, die das eingelangte Geld nicht selbst verwalten wird, will auf der Plattform Elternvereine von Schulen und Kindergärten vernetzen, welche die eingelangten Spenden an verarmte Familien weiterleiten können, hieß es in einer Aussendung.

"Alleinerzieherin mit peinlichen Spende abgespeist"

Laut Sterns Angaben würden 550.000 Kinder und Jugendliche den Bonus der Regierung nicht in voller Höhe bekommen, 150.000 Kinder und Jugendliche würden leer ausgehen. "Eine Alleinerzieherin im Mühlviertel, die nur halbtags arbeiten kann, weil es an Kinderbetreuung fehlt, wird mit einer peinlichen Spende von 250 Euro jährlich abgespeist. Während ein Abgeordneter, der sechs Kinder hat, sich über zusätzliche 9.000 Euro freuen darf", kritisiert die Parteichefin. "Bezieher von Mindestsicherung, Notstandhilfe oder Arbeitslose haben generell keinen Anspruch auf den Familienbonus, den die schwarzblaue Regierung als großen Erfolg für 'unsere Familien' feiert."

Das Argument der Regierung, Menschen im unteren Einkommensdrittel würden einfach zu wenig Steuern zahlen, um entlastet werden zu können, lässt Stern nicht gelten: "Genau diese Menschen führen über die Mehrwertsteuer und Sozialversicherungsabgaben einen besonders hohen Teil ihres verfügbaren Geldes ab."

Familienbonus auf einen Blick

Ab 1. Jänner 2019 gilt der "Familienbonus". Er bezeichnet einen Absetzbetrag in der Höhe von 1500 Euro pro Kind und Jahr bis zum 18. Lebensjahr des Kindes. Die Steuerlast reduziert sich dadurch um bis zu 1500 Euro pro Jahr. Für Kinder ab 18 Jahren gibt es einen reduzierten Familienbonus von 500 Euro jährlich, wenn für dieses Kind Familienbeihilfe bezogen wird. Laut Finanzministerium werden von der Maßnahme 950.000 Familien bzw. 1,6 Millionen Kinder profitieren.


Der Kinderfreibetrag und die steuerliche Abzugsfähigkeit der Kinderbetreuungskosten bis zum zehnten Lebensjahr entfallen mit der Einführung des Familienbonus. Die Bundesregierung begründet dies unter anderem mit, dass das System des Familienbonus für die Bürger einfache rund unbürokratischer sei. Der Familienbonus habe darüber hinaus die fünffache Wirkung der beiden wegfallenden Maßnahmen.

SPÖ und Liste Pilz kritisieren den Bonus, orten fehlende Verteilungsgerechtigkeit. Profitieren würden vor allem Familien, die ohnehin bereits gut verdienen und wohlhabend sind.

>>> Bericht im "Standard"

(Red./APA)

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