Eurofighter-U-Ausschuss: Rapid-Steuerberater schweigt

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Johann Smolka berief sich bei fast allen Fragen der Abgeordneten auf die Verschwiegenheitspflicht. EADS hatte vier Millionen Euro an den Fußballklub Rapid gezahlt. Befragt wurde auch Ex-EBD-Manager Klaus-Dieter Bergner.

Der Wirtschaftstreuhänder Johann Smolka, der frühere Finanzreferent und Steuerberater von Rapid Wien sowie Liquidator der für Gegengeschäfte offiziell zuständigen EBD war, hat sich am Mittwoch im Eurofighter-U-Ausschuss bei fast allen Fragen auf seine berufliche Verschwiegenheitspflicht berufen und der Antwort entschlagen.

Die Abgeordneten wollten wissen, warum der Eurofighter-Hersteller EADS vier Millionen Euro Sponsoringgeld an Rapid gezahlt hat und was mit dem Geld genau passiert ist, bekamen dazu aber keine Auskunft. Smolka sagte lediglich, dass er damit nichts zu tun gehabt habe. Der mittlerweile pensionierte Wirtschaftstreuhänder zeigte sich überhaupt verwundert, dass er zu Rapid befragt werde, denn das sei ihm vom Parlament nicht mitgeteilt worden.

War auch Steuerberater Walter Schöns

Liste Pilz-Abgeordnete Daniela Holzinger-Vogtenhuber thematisierte eine 450.000 Euro-Zahlung einer gewissen "Muntown Holding" an Rapid im Jahr 2003. Die Überweisung lief unter dem Titel "Rückzahlbarer Vorschuss zu EADS Sponsoring beim SK Rapid Wien". Holzinger wollte wissen, was hinter dieser Zahlung steckt, seien doch die restlichen vier Millionen Euro zwischen 2003 und 2007 direkt von EADS an Rapid überwiesen worden. Wer hinter der "Muntown Holding" steckt, ist unklar. Smolka wollte sich auch zu diesem Thema nicht äußern.

Die Frage, ob er im Zuge der Liquidation der EBD Hinweise auf Zahlungen an Entscheidungsträger wie Beamte und Politiker gehabt habe, beantwortete Smolka mit "Nein". Anhand der Fragen der Abgeordneten kam bei der holprigen Befragung heraus, dass Smolka auch Steuerberater des Rüstungslobbyisten Walter Schön gewesen sein dürfte. Schön, der eine wichtige Rolle im Briefkastenfirmennetzwerk von Vector gespielt hat, hat sich der Befragung im U-Ausschuss entzogen, indem er seinen Wohnsitz in Österreich abgemeldet hat.

Bergner will nichts von unzulässigen Zahlungen wissen

Die Liquidation der EBD hat von 2010 bis 2018 und damit sehr lange gedauert, weil es schwer gewesen sei, Ansprechpersonen zu finden, sagte Smolka. Näheres wollte er nicht sagen. Gelöscht worden sei die Firma, weil es kein operatives Geschäft mehr gegeben habe. Er habe das operative Geschäft aber nicht gekannt, sagte Smolka. Den Hinweis, dass die EBD von Vector 120.000 Euro monatlich bekommen hat, kommentierte Smolka mit den Worten "nicht in meiner Zeit". Bis wann Geld geflossen sei, wisse er nicht, weil alle Unterlagen von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden seien. Auf ein Dokument der Justiz angesprochen, wonach bei ihm 60 Aktenordner der EBD gefunden worden seien, meinte Smolka: "Es gab keine 60 Ordner", auch sei in seiner Kanzlei nie eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden.

Nach gut eineinhalb Stunden war die Befragung Smolkas dann auch schon wieder vorbei. Weiter ging es mit dem ehemaligen Geschäftsführer von EBD Klaus-Dieter Bergner. Weil er als Beschuldigter im Eurofighter-Verfahren geführt wird, wollte sich Bergner der Aussage entschlagen. Er betonte aber, dass er "keinerlei Wahrnehmungen zu unzulässigen Zahlungsflüssen" habe.

Bergner war zwischen 2000 und 2005 bei EADS angestellt und dann zwischen 2005 und 2009 Geschäftsführer der EBD. Er soll auch an der Konzeption der Firmenstruktur rund um Vector Aerospace und der Einrichtung eines Systems zur Zahlung von Provisionen im Gegengeschäftsbereich beteiligt gewesen sein. Im letzten U-Ausschuss war der Deutsche nicht erschienen.

"In keiner Weise eingebunden"

Diesmal kam er, wollte aber nicht viel sagen. Da er von der Staatsanwaltschaft Wien als Beschuldigter geführt werde, wolle er sich durchgehend der Aussage entschlagen, kündigte er gleich eingangs an. Verfahrensrichter Ronald Rohrer stellte freilich klar, dass es kein generelles Entschlagungsrecht gibt.

In seiner einleitenden Stellungnahme erklärte Bergner, er sei in die Kaufpreisbildung "in keiner Weise eingebunden" gewesen, ebensowenig in die Vertragsverhandlungen zwischen Eurofighter und Österreich.

Die EBD hat von Vector monatlich 120.000 Euro Aufwandsentschädigung bekommen, bestätigte Bergner. Als Geschäftsführer der EBD sei er Ansprechpartner für die österreichische Politik gewesen, habe mit zahlreichen Politikern gesprochen und ihnen das Produkt näher gebracht. Mit dem ersten Eurofighter-Untersuchungsausschuss 2007 habe sich das Klima nachhaltig verschlechtert, gab Bergner an, es habe Misstrauen geherrscht.

Von dubiosen Geldflüssen wollte Bergner nichts wissen: "Ich habe keinerlei Wahrnehmungen zu unzulässigen Zahlungsflüssen in welcher Form auch immer."

(APA)

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