Diakonie: Kurz operiert "mit Mythen und Unterstellungen"

Diakonie-Direktorin Katharina Moser
Diakonie-Direktorin Katharina MoserAPA/HERBERT NEUBAUER
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Der Kanzler hatte beklagt, dass einige NGOs "gemeinsam mit den Schleppern Menschen nach Mitteleuropa bringen" würden. Nicht nur von der Polit-Konkurrenz gibt es Kritik an diesen Äußerungen.

Die evangelische Hilfsorganisation Diakonie hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vorgeworfen, in der Debatte um Seenotrettung "mit Mythen und Unterstellungen" zu operieren. Dies sei "eines Bundeskanzlers und amtierenden EU-Ratsvorsitzenden nicht würdig", schrieb Diakonie-Direktorin Katharina Moser am Montag in einer Aussendung.

Der Hintergrund der harschen Kritik: Kurz hatte den NGOs in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vorgeworfen, die EU-Flüchtlingspolitik zu konterkarieren: "Und das nicht nur mit dem Ziel, Leben zu retten, sondern gemeinsam mit den Schleppern Menschen nach Mitteleuropa zu bringen." Schon am Sonntag hatte Michael Chalupka, langjähriger Leiter der Diakonie Österreich, auf Twitter daran Kritik geäußert: "Ja es ist leicht anderen die Schuld zu geben, um vom eigenen Versagen abzulenken, da hat Ärzte ohne Grenzen recht. Es ist aber auch infam, damit billige populistische Punkte sammeln zu wollen."

Von Seiten der SPÖ rügten Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser und der burgenländische Landesrat Hans Peter Doskozil den Kanzler: "Ärzte retten Leben, es ist ihr Beruf, sie haben einen Eid darauf geleistet, überall auf der Welt. Schlepper sind Kriminelle, die Flüchtlinge illegal in ein Land bringen", meinten sie in einer Aussendung. "Diese Gleichsetzung ist falsch und unangebracht." Zuletzt reagierten auch "Ärzte ohne Grenzen" sowie die Neos "kopfschüttelnd".

Moser: "Mortalitätsraten im Mittelmeer gestiegen"

"Man muss die Zusammenhänge sehen: Die renommierte Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und andere Nichtregierungsorganisationen wurden in der Seenotrettung aktiv, nachdem die Regierungen ausgelassen haben", betonte Moser. Es sei auch ein Mythos, dass die Seenotrettung dazu führe, dass immer mehr Menschen den Web über das Mittelmeer auf sich nehmen. "Studien zeigen, dass es den viel zitierten Pull-Effekt nicht gibt. Fakt ist, dass die Mortalitätsraten im Mittelmeer gestiegen sind, nachdem die Seenotrettung zurückgefahren wurde", kritisierte sie.

(APA/Red.)

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