Digitales Amt: Handy ersetzt Zulassung und Führerschein

Am Montag setzte die Regierung die ersten Schritte, um Amtswege durch eine Handy-App zu ersetzen.
Am Montag setzte die Regierung die ersten Schritte, um Amtswege durch eine Handy-App zu ersetzen.(c) Getty Images (Tomohiro Ohsumi)
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Eine Handy-App soll künftig den Gang aufs Amt ersetzen, etwa nach der Geburt eines Kindes. Aber das ist erst der Anfang.

Es ist so einfach, dass es für den geübten Staatsbürger schon irritierend ist: Wer seine Arbeitnehmerveranlagung machen will, meldet sich via Internet bei einer Finanzwebsite an, füllt die Steuererklärung aus – und das war's.

Doch damit hat sich Österreichs Beitrag zur digitalen Behörde schon weitgehend erledigt. Für viele andere Ansuchen und Meldungen muss man weiterhin auf ein Amt gehen. Doch es sollen immer weniger werden: Am Montag setzte die Regierung die ersten Schritte, um Amtswege durch eine Handy-App zu ersetzen. Künftig könnte das Handy sogar den Führerschein und die E-Card überflüssig machen.

Steuer

„Es ist eine wichtige Entwicklung hin zur Verwaltungsvereinfachung und zu mehr Bürgerfreundlichkeit“, sagt Margarete Schramböck, Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin, im Gespräch mit der „Presse“. Man müsse sich nicht mehr an Öffnungszeiten halten, sondern könne die Behördenwege per Handy „wann und wo ich will“ erledigen. Das spare auch der Volkswirtschaft Millionen, weil sich Menschen eben nicht mehr einen halben oder ganzen Tag für einen Behördenweg freinehmen müssten.

Am Montag gingen die Gesetzesänderungen in Begutachtung, die für die ersten Anwendungen ab März 2019 notwendig sind. Dann wird man beispielsweise per App eine Wahlkarte für die EU-Wahl beantragen oder seinen Umzug samt Wohnsitzmeldung erledigen können.

Im Lauf des kommenden Jahres werden die Anwendungen ständig erweitert. Die App wird dabei dabei dank Einbindung der Datenbanken unter anderem von help.gv.at, von data.gv.at und vom Rechtsinformationssystems des Bundes zu einer Art Allzweckmittel.

Geburt

Beispiel Geburt: Gibt man das Geburtsdatum des Kindes ein, errechnet die App, bis wann die Karenzmeldung zu erfolgen hat. Mit einem Knopfdruck übernimmt man diese Meldung als Erinnerung in die Kalender-App.

„Insgesamt gibt es 24 Aufgaben vor und 48 Aufgaben nach der Geburt, durch die man sich nach und nach durcharbeiten kann“, erklärt Schramböck, die eine Betaversion der App mit sichtbarer Begeisterung vorführt. Am Ende wird man die Geburt des Kindes via Handy-App melden, den Namen registrieren und die Staatsbürgerschaftsurkunde beantragen können. Ähnlich einfach funktionierte eine Eheschließung samt Namensänderung.

Individualisiert man die App mit persönlichen Daten – etwa dem Einkommen –, sieht man dank Einbindung der Transparenzdatenbank, welche Förderungen man bezieht oder beziehen könnte.

Hochzeit

Für Fragen an die Behörde steht ein sogenannter Chatbot zur Verfügung, ein automatisiertes System, das auf eingegebene Fragen Antworten gibt und Links für Anträge anbietet. „Irgendwann soll man die App dank Spracherkennung auch einfach fragen können“, erklärt die Ministerin.
Die Daten liegen auf Servern der Regierung, sind also nicht auf dem Handy gespeichert. Zugreifen kann man auf sie nur, wenn man sich in der App eindeutig entweder via Fingerabdruck, Face-ID oder Handysignatur identifiziert hat.

E-Card

Spätestens Anfang 2020 soll die App auch diverse Ausweise ersetzen: Man muss dann keinen Personalausweis, Führerschein, keine E-Card und auch keine Autozulassung mehr bei sich tragen, sondern zeigt dem Polizisten oder dem Arzt die entsprechenden Ausweise einfach per Handy-App. Sofern der Akku nicht leer ist . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2018)

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