Die Erfindung des RECHTSPOPULISMUS

Jörg Haider inszenierte sich als Volkes Stimme. Im Sinn einer rechtskonservativen Ideologie.

1986. Jörg Haider übernahm eine im Abstieg befindliche Partei: 4,98 Prozent hatte sie bei der Nationalratswahl 1983 errungen, in den Umfragen lag sie nun noch darunter. Als Erstes nützte Jörg Haider den Schwung auf der rechten Seite, den die Waldheim-Affäre mit sich gebracht hatte. Er schwang sich zum Anwalt der Kriegsgeneration auf. Ein Übriges taten seine Jugendlichkeit, seine freche Rhetorik, die Verkörperung eines neuen Stils.

Aber das hätte nicht gereicht. Der Plafond wäre bald erreicht gewesen. Also wetterte Haider gegen das Proporzsystem, die roten und schwarzen „Bonzen“, die Parteibuchwirtschaft der Großen Koalition. Die Missstände waren da, es hätte genügt, sie aufzuzeigen. Doch Haider drehte die Lautstärke auf. So wie er es dann auch bei jenem Thema tun sollte, dass ihm endgültig den Ruf einbrachte, Erfinder des „Rechtspopulismus“ zu sein: die sogenannte (Anti-)Ausländer-Politik. Im Bierzelt ließ Haider Rhetorik und Ressentiments freien Lauf. Und wunderte sich am Tag danach über die Aufregung: So ernst hatte er das doch gar nicht gemeint.

Und so ging es weiter: Jörg Haider inszenierte sich als Volkes Stimme. Im Sinn einer rechtskonservativen Ideologie. Haider war hier Trendsetter – auch europaweit. Er inspirierte andere – und ließ sich von anderen inspirieren. Was die FPÖ in Österreich war, war dann die Lega Nord in Italien, die SVP in der Schweiz, der Vlaams Belang in Belgien, die Liste Pim Fortuyn (die liberalere Variante) in den Niederlanden, der Front National (die nationalere Spielart) in Frankreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2018)

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