Die politische Lehre aus Oberösterreich

Oberösterreichs Integrationslandesrat, Rudi Anschober, hat bereits mehr als 66.000 Unterstützer gefunden.
Oberösterreichs Integrationslandesrat, Rudi Anschober, hat bereits mehr als 66.000 Unterstützer gefunden.(c) Akos Burg
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Landesrat Rudi Anschober kämpft für Asylwerber in der Lehre. Seine Petition macht nicht nur den Riss in der ÖVP zwischen Türkis und Schwarz sichtbar. Sie zeigt auch den Spagat der FPÖ zwischen sozialer Heimat- und liberaler Wirtschaftspartei.

Rudi Anschober sitzt auf der roten Eckbank in einem Alt-Wiener Kaffeehaus und erzählt seit mehr als zwei Stunden – von Asylwerbern, denen trotz vorbildlichen Engagements in der Lehre die Abschiebung drohe; von Unternehmern, die ohne diese Lehrlinge um die Existenz ihres Betriebes fürchten würden; und von der Bundesregierung, die all das nicht beeindrucke. Nur einmal stoppt Anschober und sieht den Kellner, der höflich nach der Bestellung fragt, prüfend an: „Darf ich Sie fragen“, sagt der oberösterreichische Integrationslandesrat, „ob sie hier eine Lehre machen?“ Der Kellner nickt und erzählt. Er ist Afghane, im zweiten Lehrjahr, und wartet auf seinen Asylbescheid. „Sehen Sie“, sagt Anschober mit einem zufriedenen Lächeln, „jetzt haben wir einen der 1000 Lehrlinge, um die es geht, getroffen.“

Die Begegnung mag Zufall sein. Vielleicht ist sie es auch nicht. Denn Anschober hat das Café ausgesucht und ist für die geschickte Vermarktung seiner Initiative „Ausbildung statt Abschiebung“ mittlerweile bekannt. Diese lässt sich auch an den Zahlen ablesen. Anschober kennt sie auswendig. Mehr als 66.000 Menschen haben die Petition schon unterschrieben. Darunter sind 110 Gemeinden („großteils mit ÖVP-Bürgermeistern“), 101 Prominente und 1137 Unternehmer.

Dabei fand das Soloprojekt des grünen Landespolitikers bei seinem Start im Dezember 2017 kaum Beachtung. Das änderte sich.

Anschober stellte die Initiative überparteilich auf und begann prominente Unterstützer zu suchen. Skistar Hermann Maier bat er per E-Mail um Hilfe. Für Hannes Androsch und Hans Peter Haselsteiner griff er zum Telefon. Bald begannen sich erste Unternehmer selbst zu melden.

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