Othmar Karas: "Ich bin kein Kandidat der Bundesregierung"

Spitzenkandidat Othmar Karas (ÖVP), Innenstaatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber
Spitzenkandidat Othmar Karas (ÖVP), Innenstaatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber APA/HELMUT FOHRINGER
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Als ÖVP-Spitzenkandidat geht Othmar Karas vor Staatssekretärin Karoline Edtstadler in den EU-Wahlkampf. Auf Platz drei und vier folgen Angelika Winzig und Simone Schmiedtbauer.

Der Bundesparteivorstand der ÖVP hat am Montag die EU-Kandidatenliste einstimmig beschlossen. Tirols Landesparteichef Günther Platter bezeichnete die Stimmung in der Volkspartei als absolut hervorragend. Auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer zeigte sich bei Verlassen der Parteizentrale sehr zufrieden. Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß wies daraufhin, dass sich unter den ersten zehn Kandidaten fünf Frauen befinden

Angeführt wird die Liste bekanntlich von Othmar Karas, gefolgt von Staatssekretärin Karoline Edtstadler. Auf Platz 3 kandidiert Nationalratsabgeordnete Angelika Winzig aus Oberösterreich, auf Platz 4 die Steirerin Simone Schmiedtbauer. Ihr folgt der derzeitige Europaabgeordnete Lukas Mandl und für den Seniorenbund Wolfram Pirchner.

Fünf Frauen, fünf Männer in den Top Ten

Der Klubchef der burgenländischen ÖVP Christian Sagartz kandidiert an siebenter Stelle, an achter die Tiroler Unternehmerin Barbara Thaler. JVP-Kandidat Christian Zoll tritt auf Platz neun an und die diplomierte Pädagogin Claudia Wolf-Schöffmann komplettiert die Top Ten.

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Bundesparteiobmann Sebastian Kurz und Karas sprachen bei der Präsentation im Beisein des EVP-Spitzenkandidaten Manfred Weber von einer richtungsweisenden Wahl. EU-Delegationsleiter Karas erklärte dabei, er wolle an Stimmen und Mandaten gewinnen: "Ich will ein Kandidat für alle sein, die von Europa überzeugt sind, aber auch für jene, die an der europäischen Idee zu zweifeln begonnen haben, aber mit uns gemeinsam die EU handlungsfähiger, besser, effizienter und demokratischer machen wollen." Weber nannte die Liste "ein starkes Team für ein starkes Europa" und Karas einen "Freund und Wegbegleiter", von dem er viel habe lernen können. Was der ÖVP bei der Nationalratswahl 2017 gelungen sei, wünsche er sich auch für Europa.

Kurz, der die ersten zehn der insgesamt 32 ÖVP-Kandidaten am Montag präsentiere, sagte, Karas habe mehrfach Europawahlen gewonnen und sei einer der erfahrensten Abgeordneten in Brüssel und "definitiv einer der fleißigsten": "Ich glaube, ich muss ihn nicht vorstellen." Die Kandidatenliste - die ÖVP will erneut mit Vorzugsstimmen arbeiten - nannte Kurz einen "Vorschlag", die Wähler sollten selbst entscheiden, wem sie ihre Stimme geben.

Auf die Wahlkampfkosten angesprochen, deren Grenzwert die ÖVP bei der Nationalratswahl weit überschritten hatte, meinte Kurz, er habe darauf hingewiesen, diesmal genau auf die Kosten zu achten - und die vorgegebene Grenze einzuhalten. Einen monatelangen Wahlkampf wolle die ÖVP nicht.

Edtstadler-Nachfolge soll Ende Mai geklärt werden

Edtstadler hatte eine Kandidatur vor wenigen Tagen noch dementiert. Bei der Präsentation am Montag sagte sie, nach einem Gespräch mit Kurz habe sie verstanden, dass dieser "starke Persönlichkeiten" in Brüssel wolle. Sie sei eine "glühende Europäerin" - weshalb sie "schnell Ja gesagt" habe. Die von Edtstadtler geleitete Taskforce zum Thema Strafrecht könne schnell abgeschlossen werden, meinte die Noch-Staatssekretärin im Innenministerium. Ein Gesetzespaket dazu könne noch vor der Europawahl auf den Weg gebracht werden.

Ob Edtstadler auch EU-Kommissarin werde? Dies könne zwar sein, die konkrete Frage stelle sich aber noch nicht, im Herbst werde es eine Entscheidung in der Kommission geben, meinte Parteichef Kurz. Edtstadlers Nachfolge im Innenressort ist noch offen. "Ende Mai wird bekannt gegeben, wer nächster Staatssekretär wird", meinte Kurz dazu. Dies gelte auch für die Nachfolge etwa von Winzig im Nationalratsklub.

Kurz will unterschiedliche Meinungen bei Sachfragen

Thematisiert wurden bei der Pressekonferenz auch die unterschiedlichen Meinungen von Kurz und Karas etwa bei der Indexierung der Familienbeihilfe oder beim UNO-Migrationspakt. Kurz betonte, dass das Team geschlossen sei bei den Grundwerten, man sei pro-europäisch und habe ein klares Wertefundament. Es könne aber oder solle gar unterschiedliche Meinungen in Sachfragen geben.

Es habe in den vergangenen Wochen intensive Gespräche gegeben, erklärte auch Karas: "Wir sind uns bei den Zielen einig." Keiner allein verfüge über die Wahrheit, was die Indexierung der Familienbeihilfe aber angeht, habe er seine Meinung nicht geändert - Karas hält die österreichische Regelung für rechtswidrig. Er betonte auch: "Ich bin kein Kandidat der Bundesregierung, sondern der Österreichischen Volkspartei" - und: "Sie kennen mich und werden sicher sein können, dass Karas der bleibt, der er ist und den Sie kennengelernt haben."

(APA/Red.)

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