Walter Pöltner war lange Jahre Sektionschef im Ressort, kommt aus der SPÖ, eckte aber bei den roten Genossen an.
Wien. Eigentlich habe er geglaubt, erzählte Walter Pöltner 2010 der „Presse“, dass er einmal Musiker werde. Sein Erscheinungsbild würde dazu passen: langes, weißes Haar, ein Bart, und dazu ist er ein großer Fan von Eric Clapton und Jeff Beck. Geworden ist der 67-Jährige jetzt Sozialminister – in der Pension. Passend für den Mann, der als Sektionschef im Sozialministerium mit der Zuständigkeit für Pensionen das längere Arbeiten propagiert hatte. „Unser Problem in Österreich ist nicht, dass wir zu hohe Pensionen haben, sondern dass wir zu früh in Pension gehen“, meinte er 2010.
Mit der Ansicht hat er sich nicht unbedingt Freunde bei der SPÖ gemacht, aus der er kommt und der er lange Zeit als Mitglied angehörte. Der Vater war Schmied bei den ÖBB, Walter Pöltner lernte Industriekaufmann, war bei Semperit in Wien für die Klimaanlagen zuständig, machte die Matura im zweiten Bildungsweg, war Mitarbeiter der Arbeiterkammer – bis ihn 1990 das rote Urgestein, der mittlerweile verstorbene Josef „Jolly“ Hesoun, ins Sozialministerium holte.
Ausgerechnet unter dem FPÖ-Minister Herbert Haupt wurde er 2002 Sektionschef mit Zuständigkeit Pensionen, das machte ihn für seine Gesinnungsgenossen verdächtig. Hohe Fachkompetenz attestierten ihm alle Politiker. Das Pensionsrecht sei Pöltner „ein persönliches Anliegen“. „Er glaubt, dass die Pension etwas Sicheres sein muss, und tut alles dafür“, urteilte einst der Generaldirektor der PVA, Winfried Pinggera.
Wie weit er jetzt als Sozialminister in diesem Bereich gestalten kann, wird man sehen. Den Ehrgeiz und das notwendige Wissen dazu hätte Pöltner.
Zu seinem ungewöhnlichen Lebenslauf passt übrigens auch sein Geburtsdatum: Er wurde an einem 29. Februar geboren. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2019)