Valerie Hackl war in den ÖBB nicht mehr erwünscht, jetzt ist sie deren Eigentümervertreterin. Das wird dort nicht alle freuen.
Wien. In der Flugsicherung Austro Control fühlt man sich ein wenig überrumpelt: Ob der Vertrag von Geschäftsführerin Valerie Hackl vorübergehend ruhend gestellt oder ob sie karenziert wird – man weiß es noch nicht. Was man weiß: Die 36-Jährige ist seit gestern Infrastrukturministerin, als Expertin ersetzt sie dort den zurückgetretenen FPÖ-Ressortchef Norbert Hofer.
Politisch gilt Hackl als „Angebot“ an die Neos, die neue Übergangsregierung zu unterstützen. Immerhin wird die neue Ministerin als Unterstützerin der liberalen Partei gehandelt. Fachlich geht sie als einschlägige Expertin durch: Valerie Hackl wurde seinerzeit von ÖBB-Chef Christian Kern zu den Bundesbahnen geholt. Sie war Assistentin des Vorstandsvorsitzenden, danach leitete sie die Konzernstrategie und Unternehmensentwicklung der ÖBB Holding. Schließlich, Ende 2015, wurde sie Vorstandsmitglied der ÖBB-Personenverkehr AG.
Dort lief ihr Vertrag Mitte 2018 aus. Zu einem Zeitpunkt, als in den ÖBB eine neue politische Konstellation gegeben war. Gegen ihre Vertragsverlängerung sprach sich denn auch der neue blaue ÖBB-Aufsichtsratspräsident, Burschenschafter Arnold Schiefer, vehement aus. Er soll die „Entscheidungsschwäche“ Hackls moniert haben.
Hackl wechselte in die Chefetage der Austro Control. Jetzt ist sie Infrastrukturministerin. Und somit Eigentümervertreterin der Staatsbahn. Man könnte auch sagen: Sie ist nunmehr Chefin von Arnold Schiefer, der mittlerweile ÖBB-Finanzvorstand ist.
Oder, wie andere es süffisant formulieren: Man trifft sich immer zweimal. (kor.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2019)