Türkis-Blau wollte die Pflege reformieren, dann kam der Bruch. Nun fordert die ÖVP eine Versicherung. Wie das System derzeit ist – und wie es werden könnte.
Wien. Es gibt Themen, die schiebt man gern vor sich her. Weil sie ungemütlich sind, weil man sich damit am liebsten erst dann beschäftigen möchte, wenn es gar nicht mehr anders geht. Die Pflege ist so ein Fall: Die ehemalige Regierung hat sich vorgenommen, Ende des Jahres einen Reformplan zu präsentieren. Nun, nach dem Koalitionsbruch und vor der Nationalratswahl, muss schon im Wahlkampf ein Lösungsvorschlag für das drohende Problem präsentiert werden. Und wie sich zeigt, sind die Vorstellungen der ehemaligen Koalitionspartner ÖVP und FPÖ sehr unterschiedlich: Der Chef der Volkspartei, Sebastian Kurz, stellte am Montag seine Pläne zur Pflegefinanzierung vor.
1 Wie viele Menschen sind in Österreich pflegebedürftig?
Zuerst die gute Nachricht: Österreichs Bevölkerung lebt länger. Derzeit gibt es 437.000 über 80-Jährige, bis 2050 sollen es 1,2 Millionen sein. Aber: Auch die Anzahl der Pflegebedürftigen nimmt zu. Statistisch lässt sich die Entwicklung anhand des Pflegegelds festmachen: 1993 wurde es eingeführt und von 230.344 Menschen bezogen. Im Vorjahr waren es bereits 454.952 Personen.