Wie viele Schulden haben die Parteien?

Kredite der Bundesparteien
Kredite der BundesparteienAPA
  • Drucken

Neos und Grüne geben Schulden von unter einer Million Euro an, die Liste Jetzt behauptet von sich, völlig schuldenfrei zu sei.

Die Schulden der Parteien sind ein traditionell gut gehütetes Geheimnis. Konkrete Zahlen nennen nur Neos und Grüne, die Liste Jetzt ist nach eigenen Angaben schuldenfrei. Für ÖVP, SPÖ und FPÖ zeigen die Rechenschaftsberichte zwar, dass die Parteien auf millionenschweren Krediten sitzen. Ein genauer Schuldenstand findet sich darin aber nicht und wird von den Parteien auf Anfrage auch nicht genannt.

Dass die ÖVP laut den vom "Falter" veröffentlichten internen Finanzunterlagen hoch verschuldet ist, ist spätestens seit Bekanntwerden des Rechenschaftsberichts 2017 keine Überraschung mehr. Denn in diesem Jahr hat die ÖVP 15 Millionen Euro Kredit aufgenommen, seit 2013 waren es damit 26,2 Millionen Euro - mehr als bei jeder anderen Partei. An Tilgungen und Zinsen stehen in diesen vier Jahren dagegen nur 6,9 Millionen Euro in der Parteibilanz.

Dem Bericht zufolge betrug das "negative Eigenkapital" Ende 2017 bereits 21,5 Millionen Euro. 2018 und 2019 sind zwar weitere Kredite für die EU-Wahl und die Nationalratswahl dazugekommen. Die ÖVP betont dennoch, dass die Schulden aktuell geringer seien als 2017. Aktuelle Zahlen nannte die Partei aber nicht. Laut "Falter" musste die ÖVP bereits eine "stille Verpfändung" der Parteienförderung an die Raiffeisen Bank International (RBI) vornehmen und der Bank auch bis zu 300.000 Euro aus den jährlichen Spendeneinnahmen zusagen.

>>> Wie viel Geld brauchen Parteien? [premium]

Kredite der Bundesparteien
Kredite der BundesparteienAPA

Die SPÖ hat laut ihren Rechenschaftsberichten 2013 bis 2017 Kredite von 12,6 Millionen Euro aufgenommen und im Gegenzug 9,9 Millionen Euro für Tilgungen und Zinsen ausgegeben. Den konkreten Schuldenstand beziffert Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda zwar nicht. Laut "Kurier" vom Juni waren es zuletzt aber 12 Millionen Euro. Drozda betont dazu, dass die Partei einen "strikten Konsolidierungskurs" fahre und der Schuldenstand ohne die vorgezogene Neuwahl heuer einstellig geworden wäre. Nun habe man den ursprünglich bis 2022 laufenden Tilgungsplan um drei Jahre gestreckt und werde 2025 schuldenfrei sein.

Keine Angaben wollte die FPÖ machen. Sie hat allein in den Jahren 2013 bis 2017 neue Kredite im Wert von 10,4 Millionen Euro aufgenommen. Dem stehen in diesen Jahren aber nur Tilgungen von rund fünf Millionen Euro gegenüber. Allein in ihrem Rechenschaftsbericht für das Wahljahr 2017 hat die Partei neue Kredite von fünf Millionen Euro gemeldet.

Die Neos haben bei ihrer Mitgliederversammlung im Juli ihre Finanzplanung offengelegt. Demnach erwarten sie zum Jahresende eine Gesamtverschuldung von rund 2,2 Millionen Euro, davon 525.000 Euro Bankkredit (der Rest kommt von den Landesparteien und von Privatdarlehen). Außerdem gibt es laut Generalsekretär Nick Donig einen Kreditrahmen von 500.000 Euro, der aber nicht ausgeschöpft worden sei.

Die Grünen haben laut Finanzreferent Wolfgang Raback 953.000 Euro Bankschulden. "Und das ist angesichts der Tatsache, dass wir vor zwei Jahren fast pleite waren, gar nicht so schlecht", betont Raback. Seinen Angaben zufolge ist die Partei nach dem Rauswurf aus dem Nationalrat auf Schulden von vier Millionen Euro gesessen, die durch Sanierungsvereinbarungen mit den Landesparteien abgebaut wurden.

Die Liste Jetzt ist laut Bundesgeschäftsführerin Herta Emmer schuldenfrei.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nationalratswahl 2019

Schulden: Rot, Blau, Grün standen schon auf der Kippe

Nicht nur die ÖVP tut sich schwer, die hohen Wahlkampfkosten zu finanzieren, praktisch alle Parteien waren schon einmal ein Sanierungsfall. Transparente Informationen zur Finanzkraft der Parteien fehlen aber.
Ob Kurz die „ÖVP-Files“ schaden, deren Vorwurfssubstrat der lockere Umgang mit Geld, als gäbe es kein Morgen, ist, wird man sehen.
Leitartikel

Die gläserne Partei wider Willen

Das Thema dieses Wahlkampfs? Wahlkämpfe. Im weitesten Sinne. Und mittendrin: Sebastian Kurz. Ein Hacker. Und der „Falter“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.