Pilz erstattet Anzeige gegen ÖVP

Peter Pilz
Peter PilzAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Der Jetzt-Abgeordnete äußert den Verdacht, dass es bei der ÖVP einen internen Maulwurf statt einem Hackerangriff gab. Die ÖVP weist das entschieden zurück.

Im Zusammenhang mit dem angeblichen Hackerangriff auf die ÖVP hat Peter Pilz am Freitag Anzeige gegen die ÖVP erstattet. Der Gründer der Liste Jetzt wirft in der Sachverhaltsdarstellung ÖVP-Obmann Sebastian Kurz, Generalsekretär Karl Nehammer und dem Wiener Landesparteiobmann Gernot Blümel die Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung (Par. 298 StGB) vor. Nehammer wies die Vorwürfe zurück.

Pilz äußert in der Sachverhaltsdarstellung zunächst den Verdacht, dass der Hackerangriff gar nicht stattgefunden habe. Es habe zwar einen Datenabfluss gegeben, es gebe aber weder einen Beweis noch einen Hinweis, dass es sich um einen Angriff von außen gehandelt habe. Dass die Daten sehr langsam abgeflossen seien, lasse vielmehr "mit größter Wahrscheinlichkeit" darauf schließen, dass es sich um einen Maulwurf innerhalb der ÖVP gehandelt habe. Bewiesen sei das aber noch nicht, schränkte Pilz bei einer Pressekonferenz ein.

„Kein Hinweis auf Manipulation"

Selbst wenn es den Hackerangriff tatsächlich gegeben haben sollte, so gebe es "keinen Sachbeweis und keinen Hinweis", dass die von der ÖVP behauptete Manipulation von Daten stattgefunden habe. "Da es der ÖVP objektiv betrachtet aus wahltaktischen Gründen eben genau darauf ankommen musste, den Anschein von manipulierten Daten zu erwecken, ist davon auszugehen, dass der unmittelbare Täter wusste und es nicht nur ernstlich für möglich hielt, dass die Manipulation nicht stattgefunden hat", heißt es in der Sachverhaltsdarstellung. Und weiter: "Sollte sich der hier aufdrängende Verdacht als wahr erweisen, hätten sich Sebastian Kurz, Karl Nehammer und Gernot Blümel als unmittelbare Täter, Bestimmungs- oder zumindest Beitragstäter schuldig gemacht."

Pilz wirft der ÖVP vor, den Hackerangriff und die Manipulation von Daten bewusst konstruiert zu haben, um von einer Überschreitung der Wahlkampfkostenbeschränkung abzulenken. Man wolle "aus der Täterin ÖVP ein Opfer zu machen".

An die Staatsanwaltschaft Wien richtet Pilz die Frage, ob es richtig sei, dass diese die einfache Überprüfung, ob die Buchhaltung der ÖVP gefälscht sei, nicht jetzt sondern erst nach der Wahl vornehmen wolle. Diese Überprüfung könnte innerhalb weniger Stunden erledigt werden behauptete Pilz. Einen konkreten Vorwurf gegen die Staatsanwaltschaft oder das Justizministerium wollte Pilz noch nicht erheben, zuerst müsse der Sachverhalt geklärt werden. Wenn die von der Zeitschrift "Falter" veröffentlichten Fakten aber echt sein sollten, dann hätte die ÖVP eine illegale Wahlkampffinanzierung und damit eine bewusste Gesetzesverletzung geplant, meinte Pilz. Dann würde sich die ÖVP auch einer Manipulation der Strafjustiz schuldig machen. Klären will Pilz das, bei einer Sondersitzung des Nationalrates nächste Woche.

ÖVP: „Experten stellten Angriff von außen fest"

Nehammer wies diese Vorwürfe am Freitag entschieden zurück. Schon der erste Satz der Anzeige sei falsch, in dem eine Besprechung der Staatsanwaltschaft Wien und der Ermittlungsbehörden mit ÖVP-Vetretern am 6. September erwähnt wird. Zum Vorwurf des Maulwurfs von innen sagte Nehammer, Experten hätten einen massiven Angriff von außen festgestellt. Der Generalsekretär sagte den Behörden die bestmögliche Unterstützung der ÖVP bei der Aufklärung zu. Die Angriffe von Pilz führte Nehammer darauf zurück, dass dieser von Ermittlungen gegen seine Person ablenken wolle.

Dabei geht es um den Vorwurf angeblicher Informationsübermittlung in der Causa Ibiza an das von der Liste Jetzt betriebene Magazin zackzack.at, über den die „Presse“ berichtete. Pilz bezeichnete den Vorwurf als "falsch" und als "frei erfunden". Er habe kein Vernehmungsprotokoll erhalten und es haben keinen Datenfluss von der Soko Ibiza gegeben.

(APA)

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