Xolisa Mfundiso Mabhongo: Jenseits von Afrika

Xolisa Mfundiso Mabhongo Jenseits
Xolisa Mfundiso Mabhongo Jenseits(c) Teresa Zötl
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Sonntagsspaziergang. Xolisa Mfundiso Mabhongo (38) wuchs unter dem Apartheidregime in einem Homeland auf. Heute spaziert er als Botschafter der Republik Südafrika durch den Türkenschanzpark in Wien.

Er liebe den Türkenschanzpark, sagt der Botschafter der Republik Südafrika in Österreich. Er erinnere ihn an den Central Park in New York, wo er einige Jahre gelebt habe. Und seine drei Kinder könnten darin unbeschwert herumtollen. Wie Wien überhaupt eine Stadt der vielen offenen Räume sei.

Aufgewachsen ist Xolisa Mfundiso Mabhongo in einem Homeland – in Transkei. Diese waren vom Apartheidregime errichtet worden, um die schwarze Bevölkerungsgruppe quasi in extraterritorialem Gebiet zu konzentrieren, in dem sie sich dann selbst verwalten durfte. „Es war ziemlich schrecklich und brutal“, erinnert sich Botschafter Mabhongo. Die Selbstverwaltung existierte mehr oder weniger nur auf dem Papier, die Grenzkontrollen, wenn man ins „echte“ Südafrika einreisen wollte, seien schikanös gewesen. Nach der Wende in Südafrika, 1994, der endgültigen Abschaffung der Rassentrennung, wurden die Homelands, von den Weißen „Bantustan“ genannt, dann wieder vollständig in den Gesamtstaat integriert.

Südafrika, die „Regenbogennation“,werde heute auch von der überwiegenden Mehrheit der weißen Bürger mitgetragen, nur eine kleine Minderheit verweigere sich, sagt Mabhongo. Er selbst habe sich als Jugendlicher in seiner Heimatstadt Mthatha, vormals Umtata, der ehemaligen Hauptstadt von Transkei, politisch zu engagieren begonnen. Später dann in der Studentenbewegung. In Organisationen, die dem ANC (African National Congress) nahestanden, deren Mitglied er heute ist. Auch die ANC-Legenden Nelson Mandela und Thabo Mbeki stammen wie er aus der Provinz Eastern Cape.

Xolisa Mabhongo gehört zur Volksgruppe der Xhosa. „Nicht wirklich“ hätte er als kleiner Bub daran gedacht, jemals Botschafter der Republik Südafrika zu werden. Er studierte in Grahamstown Politik und Journalismus, machte später eine Post-Graduate-Ausbildung in Oxford und einen Master in Public Administration an der Columbia University in New York. Seit 1995 ist er im Auswärtigen Dienst Südafrikas tätig, von 1999 bis 2006 in Genf und New York bei den Vereinten Nationen, zuletzt wieder in Pretoria als Chef der politischen United-Nations-Abteilung im Außenministerium.

Seit Jänner ist er Botschafter in Wien – von Bantustan nach Bobostan sozusagen. Hier sei alles „sehr relaxed, viel Grün, gute Schulen, hoher Lebensstandard“, sagt Mabhongo in der „Mayerei“, dem Lokal beim großen Teich in der Mitte des Türkenschanzparks. Er wohnt auch hier im 18. Bezirk, die Botschaft ist im 19. Bezirk.

Die Fußball-WM in seiner Heimat werde er vor dem Fernseher mitverfolgen. In seiner Jugend hatte er selbst in einer Mannschaft in der Provinzliga von Eastern Cape gespielt. Er würde sich wünschen, dass eine afrikanische Mannschaft, am besten Südafrika, gewinne, aber Favoriten seien freilich andere: Spanien, Argentinien, Brasilien.

Sport der Schwarzen. Fußball ist in Südafrika der Sport der Schwarzen, Rugby jener der Weißen. So war es jedenfalls traditionell. Doch da habe sich einiges verändert, erzählt Mabhongo. Während im Soccer-Team mit Mathew Booth ein Weißer kicke, gebe es mittlerweile im Rugby-Team auch einige schwarze Spieler.

Und in welchen Bereichen ist Südafrika jetzt schon „Weltmeister“? Bei Gold, Diamanten und Platin zähle man zu den führenden Nationen, ebenso im Autoherstellersektor, erklärt der Botschafter. Und auch der Finanzsektor trage viel zur Wirtschaftsmacht Südafrika bei.

Negativweltmeister ist Südafrika allerdings auch, bei der Kriminalität – rund 50 Morde pro Tag, das sind 36,5 Morde auf 100.000Einwohner (22 sind es im Vergleich dazu in Brasilien). Die Regierung sei sich dieses Problems sehr bewusst, sagt Mabhongo. Es werde viel getan, gerade jetzt würde noch mehr in die Polizeikräfte investiert.

Mabhongo, Botschafter für Österreich, Slowenien und die Slowakei, spricht die Sprachen Xhosa, Zulu und Swazi, Englisch selbstverständlich, das niederländische Afrikaans allerdings nicht. Deutsch möchte er nun lernen. „Ein wenig zumindest.“ Für vier Jahre ist sein Aufenthalt in Wien geplant.

Und was würde Xolisa Mabhongo jungen schwarzen Südafrikanern raten, um auch so eine Karriere zu machen wie er selbst? „Den Fokus auf die Bildung richten, hart arbeiten und sich nicht zu scheuen, in die Welt hinauszugehen, auch wenn man Freunde und Familie zu Hause lassen muss.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2010)

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