Porträt eines Umtriebigen: Linksanwalt Gabriel Lansky

(c) APA (BARBARA GINDL)
  • Drucken

Der rote "Gabi" Gabriel Lansky taucht an vielen Fronten auf. Die Fälle Alijew, ÖBB und Kampusch sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. "Man darf als Anwalt eben kein Weichei sein". Porträt eines Umtriebigen.

Wieso ist er Anwalt geworden? „Ich wollte in Sachen Menschenrechte arbeiten“, sagt Gabriel Lansky. Noch heute würden in seinem Vorzimmer Asylwerber und Generaldirektoren nebeneinander sitzen. Über Amnesty International lernte er als Student die Frau von Christian Broda, über diese den damaligen Justizminister kennen, der zum „väterlichen Freund“ wurde. So fand Gabriel Lansky, von Freunden „Gabi“ genannt, zur Sozialdemokratie.

Für Alfred Gusenbauer leitete er die Promi-Plattform „Change 06“. Bei den jüngsten drei Nationalratswahlen kandidierte er selbst auf der SPÖ-Liste auf einem der hinteren Plätze. Und er wurde auch schon als SPÖ-Justizminister gehandelt. „Gespräche dieser Art gab es immer wieder“, bestätigt er.

Kein Wunder also, dass Lansky (54) für die ÖVP ein rotes Tuch ist. Erst diese Woche stellte ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger aufgrund der ÖBB-Honorare für Lanskys Kanzlei den Verdacht in den Raum, dieser würde die SPÖ querfinanzieren. Es braucht nicht eigens erwähnt zu werden, dass Lansky dies für absurd hält. Dass er polarisiere sei ihm aber bewusst. „Das ist immer so bei Leuten, die klar ihre Meinung äußern und sich keiner blumigen Sprache bedienen.“ Zudem gebe es ja nicht allzu viele Anwälte, die sich zur Sozialdemokratie bekennen würden.

120Mitarbeiter, darunter 45Juristen, beschäftigt die Kanzlei Lansky, Ganzger&Partner in zwei Büros in Wiens City und in vielen europäischen Hauptstädten – Fokus: Exjugoslawien, Russland, Aserbeidschan, Kasachstan. Einer ihrer Kunden: die ÖBB. Ein Rahmenvertrag sichert der Kanzlei ein Honorar von 4,5Millionen Euro bis 2017. Lansky denkt nicht daran, von diesem Auftrag zurückzutreten. Er sei vom seinerzeitigen ÖBB-Generaldirektor Rüdiger vorm Walde, beileibe kein Sozialdemokrat, damit beauftragt worden, da seine Kanzlei „führender Infrastrukturberater“ sei. Er müsse unternehmerisch denken, sagt Lansky. Das sei auch kein Widerspruch zur Sozialdemokratie. „Es steht nirgends geschrieben, dass man als Sozialdemokrat ein Armutsgelübde ablegen muss.“

Im Kollegenkreis hat Lansky einen ausgezeichneten Ruf als Fachjurist. Seine Methoden sind allerdings umstritten. „Er spielt fabelhaft auf der Medienklaviatur und hat ein irres Netzwerk. Mithilfe seiner Medienkontakte setzt er dann auch die Behörden unter Druck“, sagt ein Anwalt. „Man darf als Anwalt eben kein Weichei sein“, rechtfertigt sich Lansky. „Man muss kämpfen – im Sinne seiner Mandanten.“

In der Causa Alijew vertritt Lansky die mutmaßlichen Opfer des ehemaligen kasachischen Botschafters – und damit auch die Interessen des offiziellen Kasachstan. In Pressekonferenzen erhebt Lansky immer wieder neue Vorwürfe gegen Alijew. Ob der Verteidiger der Menschenrechte da nicht selbst Menschenhatz betreibt? „Nein“, meint Lansky. Alijew, ehemaliger Vize-KGB-Chef seines Landes, sei kein Guter, obwohl er sich gern heldenhaft als Vorkämpfer für die Demokratie geriere. „Ich war mir selten so sicher, hundertprozentig auf der richtigen Seite zu stehen“, sagt Lansky. Dies dürfte ein Wesensmerkmal sein. „Er ist immer felsenfest davon überzeugt überzeugt, was er tut“, meint ein Kollege.

Lanskys Kanzlei ist auch führend in der Beratung der Kommunikationsbranche. Er vertrat die Interessen Natascha Kampuschs ebenso sie jene des „News“-Verlags. Bis Kampusch „News“ klagte. Lansky legte das Kampusch-Mandat zurück. Auch mit den großen PR-Agenturen bestehen enge Arbeitsbeziehungen, seinerzeit auch mit jener Peter Hocheggers. Ob er mit Hochegger befreundet sei? „Ich bin bekannt mit ihm, wobei bei mir Arbeit und Freundschaft meist verschwimmen.“

Lansky taucht an vielen Fronten auf. Er sitzt unter anderem in der Österreichisch-Russischen und Österreichisch-Aserbaidschanischen Freundschaftsgesellschaft. In wenigen Wochen vertritt er die Republik Aserbaidschan vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Bergkarabach-Konflikt. Zudem ist er in mehreren Aufsichtsräten, an diversen Firmen beteiligt und Präsident der Österreichisch-Israelischen Handelskammer.

Jüdische Herkunft.Lansky, in Wien aufgewachsen und Vater zweier Söhne, stammt aus jüdischer Familie. Sein Vater war Richter in Karlsbad, seine Mutter Pianistin. Diese beiden Welten vereine er auch in sich. „Ich versuche, mein Leben als eine Art Synthese von Hirn und Bauch zu leben.“ Und damit ihm nicht fad werde, sei er eben vielseitig engagiert. „Mein Freundeskreis ist etwa weitgehend juristenfrei.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.