Christian Pilnacek verteidigt als Chef der strafrechtlichen »Super-Sektion« die Justiz, wo er nur kann.
„Am besten ist, Sie fragen gleich den Pilnacek.“ Wer Auskünfte im Justizministerium einholt, wird schnell einmal auf den Leiter der Strafrechtssektion verwiesen. Christian Pilnacek ist da, wenn es darum geht, freiheitliche Angriffe auf die Justiz nach der Verurteilung Uwe Scheuchs zurückzuweisen. Oder wenn man Einzelheiten zum Fall des russischen Ex-KGB-Offiziers Golowatow wissen will. Pilnacek zeigt sich aber auch gerne abseits offizieller Medienanfragen in der Öffentlichkeit, etwa bei juristischen Diskussionen. Und er ergreift auch schon mal aus dem Zuseherraum das Wort, wenn die Strafjustiz von den Podiumsteilnehmern angegriffen wird.
Wobei sich der oberste Strafrechtler Österreichs selbstkritisch zeigt, wenn es um die schlechten Schlagzeilen für die Justiz in den letzten Jahren geht. „Wir waren es nicht gewohnt, mit Kritik umzugehen“, sagt Pilnacek zur „Presse am Sonntag“. Er hoffe aber, dass man künftig besser erklären kann, warum manche Verfahren länger dauern als andere. Erklären allein sei aber auch zu wenig, man müsse zudem die Verfahrensdauer insgesamt verkürzen und „gute Ergebnisse liefern“.
Das Golowatow-Telefonat. In die Schlagzeilen geriet Pilnacek zuletzt auch wegen seines nächtlichen Telefonats in der Causa Golowatow. Oberstaatsanwalt Werner Pleischl hatte, nachdem er vom russischen Botschafter kontaktiert worden war, mit Pilnacek Rücksprache gehalten. Kommen derartige nächtliche Beratungen öfter vor? „Nein. Das ist schon ein besonderer Fall gewesen“, sagt Pilnacek. Wobei man in der Nacht aber nur beschlossen habe, Golowatow nicht sofort freizulassen, sondern den Tatverdacht zu überprüfen. Am folgenden Nachmittag wurde der Russe schließlich enthaftet.
Seit 2010 leitet der heute 48-jährige Pilnacek die neue „Super-Strafrechtssektion“, wie sie auch genannt wird. Sie ist sowohl für die Legistik als auch für die Einzelstrafsachen zuständig. Pilnaceks Sektion ist somit auch für das Weisungsrecht über die Staatsanwaltschaften zuständig. Wobei der Beamte das Wort „Fachaufsicht“ bevorzugt und darauf verweist, dass man nur nach rein sachlichen Erwägungen vorgehe. Pilnacek begann seine Karriere nach der Ernennung zum Richter in der damaligen Straflegislativsektion des Ministeriums. Ihn habe es damals schon gereizt, „an der Schnittstelle von Legistik und Politik zu arbeiten“, erzählt Pilnacek.
Der Jurist ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und geht gerne ins Theater oder in Ausstellungen. Nachsatz: „Wenn es die Zeit zulässt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2011)