Schmiergeld: Alcatel prüft Pilz-Vorwürfe

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Alcatel-Lucent geht dem vom Pilz in den Raum gestellten Vorwurf der indirekten Parteienfinanzierung nach. Der Elektronikkonzern bietet der Justiz - nach dem Vorbild der Telekom Austria - eine Kooperation an.

Wien/Apa/Eid. Der Elektronikkonzern Alcatel-Lucent geht dem vom Grünen-Abgeordneten Peter Pilz in den Raum gestellten Vorwurf der indirekten Parteienfinanzierung nach. „Alcatel-Lucent kennt die medial transportierten Behauptungen und geht der Sache nun auf den Grund“, hieß es am Freitag in der Pariser Konzernzentrale. Man nehme die Angelegenheit „ernst“ und sichere den Behörden – sollten sie mit dem Unternehmen Kontakt aufnehmen – volle Kooperation zu.

Pilz hatte am Donnerstag erzählt, ein Manager einer am Blaulichtfunk „Tetron“ beteiligten Firmen (Alcatel und Motorola) habe ihm berichtet, dass Alcatel in den Jahren 2002 und 2003 rund drei Mio. Euro an die Industriellenvereinigung (IV) gezahlt habe. Von dort soll das Geld an die ÖVP weitergereicht worden sein, so Pilz.

Die ÖVP bezeichnete die Behauptungen als „Sauerei“. In der IV gab es dazu Kopfschütteln. Sollte die Justiz den Fall untersuchen, werde man selbstverständlich kooperieren.

Alcatel folgt dem Vorbild der Telekom Austria: Die mutmaßlich tief in eine Schmiergeld-Affäre verstrickte Telekom hat schon 2010 nach dem Auftauchen erster derartiger Gerüchte die interne Revision eingesetzt und deren umfangreichen Bericht der Staatsanwaltschaft Wien übergeben. Demnächst soll, wie Konzernchef Hannes Ametsreiter am Freitag betonte, die vom Aufsichtsrat beschlossene internationale Taskforce ausgewählt werden. Eine Liste mit einer Handvoll Kandidaten gebe es schon.

Die international besetzte „Eingreiftruppe“ soll auch die Akquisitionen der Telekom im Ausland, vor allem jene der bulgarischen MobilTel und der weißrussischen Velcom, untersuchen. Bei beiden spielte der Investor Martin Schlaff eine Schlüsselrolle.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2011)

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