Liste Jetzt startet mit "Schmiergeld-Drucker" in den Wahlkampf

Wahlkampfauftakt der Liste Jetzt
Wahlkampfauftakt der Liste JetztAPA/HANS PUNZ
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Während Parteichefin Maria Stern im Stau steckte, hielt Listengründer Pilz eine hoffnungsvoll-kritische Auftaktrede: "Wenn es uns nicht gäbe, wäre Sebastian Kurz trotz Ibiza noch Bundeskanzler."

Nicht nur als Korruptionsjäger, sondern auch als Tierschützer hat sich Peter Pilz beim Wahlkampfauftakt der Liste Jetzt am Freitag präsentiert. Als "einziger, der nicht mit der ÖVP koaliert" brachte er sich und sein "großartiges Expertenteam" für die Opposition in Stellung. Dass man den Einzug ins Parlament trotz derzeit schlechter Umfragewerte schaffen werde, davon zeigte sich Pilz überzeugt.

Beim offiziellen Start in den Intensivwahlkampf gab es bei der Liste Jetzt einen "Schmiergeld-Drucker", mit dessen Erzeugnissen sich die Schaulustigen und Anhänger einen KTM-Radler um 436.563 Euro oder einen Heidi-Horten-Neffen-Leasing-Drink um 49.000 Euro pro Monat holen konnten. "Fühlen Sie sich wie die großen Oligarchen", hieß es. Zudem wurde ein Ortsende-Schild mit der Aufschrift Ibiza präsentiert, dazu zwei Liegestühle und ein Planschbecken - in dem die Kandidaten der Liste ihre Reden hielten.

Parteichefin Stern steckt im Stau

In Abwesenheit von Parteichefin Maria Stern - sie steckte nach Angaben der Partei im Stau fest - hielt die auf der Bundesliste drittgereihte Daniela Holzinger-Vogtenhuber eine Wahlkampfrede. Es sei "Zeit für eine gerechte Sozialpolitik", sagte sie. "Nur wir können zuverlässig für Kontrolle sorgen", meinte auch die Juristin und Viertgereihte auf der Bundesliste, Susanne Giendl.

Tierschützer Martin Balluch zeigte im Anschluss Missstände in der Nutztierhaltung in Österreich auf und bediente damit einen weiteren Schwerpunkt der Liste Jetzt. "Im Parlament sitzen die Agrar-Lobbyisten", kritisierte er. Diese würden von den "verheerenden Zuständen" in der Tierhaltung profitieren, so Balluch und versuchte zu veranschaulichen: "90 Prozent der Schweine in Österreich sehen nie einen Strohhalm" und "alle zwölf Sekunden wird ein männliches Ferkel ohne Schmerzausschaltung kastriert". In den vergangenen Jahren habe es in Sachen Tierschutz in Österreich kaum Verbesserungen gegeben, sagte Balluch. Das wolle er ändern - und zwar von innen: "Wir brauchen Menschen im Parlament, die Tierschutz thematisieren", sagte er.

„Soll gefräßigste Hund auf größte Wurst aufpassen?"

Listengründer Peter Pilz wurde sodann als "der Mann, vor dem sich die politischen Gegner am meisten fürchten“ vorgestellt. In seiner Rede kritisierte er Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als auch die in der „Ibiza-Affäre“ ermittelnden Behörden. Und lobte sich selbst: "Wenn es uns nicht gäbe, wäre Sebastian Kurz trotz Ibiza noch Bundeskanzler".

Zu den eher schlechten Umfragewerten und der recht wahrscheinlichen Möglichkeit, dieses Mal an der Vier-Prozent-Hürde zu scheitern, äußerte sich Pilz gelassen. Er sei sehr optimistisch, habe er doch das "beste Team", mit dem er je zusammengearbeitet habe, hinter sich.

Dass sich alle anderen Parteien an die in den Umfragen weit vorne liegende ÖVP "anbiedern", sei ihm ein Graus. Kurz könne sich dann aussuchen, "welches Beiwagerl er nimmt", so Pilz. Er befürchtet fast, dass die Grünen mit der ÖVP in eine Regierung gehen müssen, allerdings: "Wer übernimmt dann die Kontrolle? Wer sitzt in der Opposition? Die FPÖ? Soll wirklich der gefräßigste Hund auf die größte Wurst aufpassen?"

(APA)

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