Kanzler Kurz, die Zweite? Liste Jetzt beantragt "Rückkehrverbot"

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190528 VIENNA May 28 2019 Xinhua Austrian Chancellor Sebastian Kurz attends a session o(c) imago images / Xinhua (via www.imago-images.de)
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Mitglieder einer Regierung, die nach einem Misstrauensantrag abtreten mussten, sollen nicht mehr wiederkehren dürfen, findet die Liste Jetzt. Die ÖVP nennt das „jenseitig“.

Die Liste Jetzt will ein De-facto-Rückkehrverbot für Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) durchsetzen. Sowohl Bundeskanzler als auch Minister, gegen die ein Misstrauensvotum im Nationalrat erfolgreich war, sollten nicht mehr in ihre alten Funktionen zurückkehren können, findet der Jetzt-Abgeordnete Alfred Noll, der einen entsprechenden Antrag im kommenden Plenum am 19. September einbringen will.

Kurz sowie seine - nach dem Ausscheiden der FPÖ-Minister im Zuge der Ibiza-Affäre gebildete - Übergangsregierung, die den anderen Parteien zu ÖVP-lastig war, wurden am 28. Mai mittels Misstrauensantrag mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und Liste Jetzt in einer historischen Sitzung des Nationalrats des Amtes enthoben. Sollte der nunmehrige Antrag der Liste Jetzt Zustimmung finden, könnten weder der einstige Regierungschef noch die restlichen Mitglieder dieses Kabinetts zurückkehren.

Misstrauensvotum mit „gutem Grund“ 

Gewählt werden immerhin die Mitglieder des Nationalrates, nicht die Regierungsmitglieder, argumentiert die Liste Jetzt. Ein Misstrauensvotum sei zudem die stärkste Waffe, welche der Volksvertretung gegen die Regierung zur Verfügung stehe. Diese würde ihre Wirkung verfehlen, wenn dieselben Personen gleich darauf wieder zu Regierungsmitgliedern ernannt werden könnten.

In Deutschland sei eines solche Regelung bereits Realität, meint Noll. Dort müsse der Bundestag gleichzeitig mit dem Misstrauensvotum eine neue Bundeskanzlerin oder einen neuen Bundeskanzler wählen. "Ein mehrheitliches Misstrauensvotum hat ja einen guten Grund, man kann nicht so tun, als ob die betroffenen Personen gleich darauf wieder das Vertrauen des Parlaments hätten", meint der scheidende Jetzt-Abgeordnete.

Das Rückkehrverbot soll sowohl die unmittelbar nächste Regierung betreffen als auch jene, die innerhalb von sechs Monaten nach dem Misstrauensvotum gebildet wird. Geregelt werden soll dies durch ein Verfassungsgesetz, das die Bundesverfassung ändert. Dafür benötigt es allerdings die Zustimmung von zwei Dritteln der Abgeordneten im Nationalrat.

Nehammer hält Rückkehr-Verbot für "jenseitig"

ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer nannte den Vorschlag der Liste Jetzt am Dienstag "völlig jenseitig". "Den anderen Parteien ist offenbar jedes Mittel recht, wenn es darum geht, Sebastian Kurz als Bundeskanzler zu verhindern ", vermutete er als Motiv dahinter.

Nehammer sprach von einer "Allianz aus Rot, Blau und Pilz", die bereits beim Misstrauensantrag bewiesen habe, dass sie Parteiinteressen vor das Wohl des Landes stelle. Nun wolle Peter Pilz sogar mittels Gesetzen in die demokratischen Entscheidungen der Menschen eingreifen: "Die Wählerinnen und Wähler werden am 29. September ihre Antwort darauf geben."

(APA)

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