Von ''Erwinize me!'' bis zum Hund als Direktdemokrat
30.12.2016 um 21:23
In Niederösterreich war zum Wahlkampfauftakt noch Faschingszeit - und ein bisschen ist es, als hätte sie nie geendet: Da wird sich "erwinized", die Heimat besungen, ein "Schweizer Hund" zum FPÖ-Wahlkampfhelfer und der Mitbewerber indirekt als politischer Bettnässer diffamiert. DiePresse.com gibt einen Einblick in das blau-gelbe Skurrilitäten-Kabinett - ohne Anspruch auf Vollständigkeit, weshalb die Galerie auch laufend erweitert wird.
(c) Clemens Fabry
Eingermaßen skurril ist jedenfalls der Kinospot von Frank Stronach. Unter dem Titel "Der Vergleich macht sicher" ist zunächst ein heruntergekommenes, leer stehendes Fabriksgebäude im Bild. So in etwa muss es in Tschernobyl aussehen - bloß, dass dort keine Graffitis von Erwin Pröll an der Wand prangen und keine vorwurfsvollen Slogans wie "Parteibuchwirtschaft" oder "Erwin Pröll und der ÖVP geht es nur um die Macht". Knapp vor Halbzeit des Spots erleuchtet dann ein Lichtstrahl das Bild. Die bedrohlichen Klänge weichen hymnischer Musik, Frank Stronach taucht auf - und zahlreiche Positiv-Botschaften laufen durchs Bild. Ein Beispiel: "Frank Stronach hat 120.000 Arbeitsplätze geschaffen." Zum Schluss ist dann der Chef selbst zu hören: "Wir machen Politik mit Herz und Hausverstand."
(c) Screenshot)
Sepp Leitner ist nicht nur SPÖ-Spitzenkandidat, er ist auch Volksmusikant. Im Wahlkampf greift er deshalb zur Ziehharmoniker. Sein gemeinsam mit "Die Neuninger" aufgenommener Longplayer trägt den Titel "Stolz auf Niederösterreich" - und enthält Hits wie "Wenn du viele Freunde hast", "Betthupferl Polka" oder auch das eingängige "Im Wald Drausst is Schoen", in dem auch der Jägerei gehuldigt wird - ein heikles Themenfeld angesichts der Jagdausflüge mancher Bundespolitiker.
(c) Screenshot,
Er ist ein "Schweizer Freund" und ein ganz "spezieller Wahlkampfhelfer"der Freiheitlichen: Der junge Appenzeller Sennhund "Tell" soll der FPÖ im Wahlkampf Aufwind geben. Oder wie es Spitzenkandidatin Barbara Rosenkranz ausdrückt: "Tell steht für die Werte, die auch unsere Politik prägen sollen: Freiheitswillen und Selbstbestimmung, direkte Demokratie und Hausverstand!". Noch halten sich "Tells" Wortmeldungen zum Thema direkte Demokratie nach Schweizer Muster aber in engen Grenzen.
(c) FPÖ-NÖ
Eine schwarze Silhouette des Landeshauptmanns, dazu der Spruch "Statt in Wohnbau investiert, Steuergeld spekuliert": Die SPÖ attackiert die Pröll-ÖVP wegen der Wohnbaugelder-Affäre. Doch der schwarze Parteinachwuchs lässt sich die Spitze gegen den Chef nicht gefallen ...
(c) APA
... und kopiert das SPÖ-Sujet für seine eigene Wahlwerbung: "Schimpfen über unseren Landeshauptmann, das ist unser ganzes Programm!", lässt die Junge ÖVP Niederösterreich plakatieren. Und weiter: "Keine Ahnung von den Menschen - SPÖ-NÖ". Die Sozialdemokraten nehmen's zumindest nach außen hin mit Humor: Man sehe es "sehr positiv", dass die eigene Kampagne durch die Sujets noch verstärkt werde, richtet Landesgeschäftsführer Günter Steindl aus.
JVP Niederösterreich
Erwin Pröll setzt auch in diesem Wahlkampf auf sein markantes Oberhaupt: Mit der Gratis-App "Erwinize me!" können sich Internetbenutzer Prölls Markenzeichen - also Glatze mit Haarkranz - verpassen. Bereits vor fünf Jahren war die Pröll-Glatze offiziell im Wahlkampf eingesetzt worden - damals als Haube ("Landesfrisur-Winterversion").
(c) http://erwinize.me/Screenshot
Auch Frank Stronach hat seine kostenlose App - mit einem zumindest aus Sicht seiner Parteifreunde ganz besonderen Schmankerl: "Als großes Feature spricht unter der Rubrik 'Best of Frank' Frank Stronach höchstpersönlich zu euch und euren Freunden - und zwar so oft ihr wollt", ist in der App-Beschreibung zu lesen.
Die Grünen um Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic sind nicht amused: Vor wenigen Wochen ließ die FPÖ ein Türschild an der Pforte zum freiheitlichen Parlamentsklub anbringen, auf dem ein Hund und eine Katze mit den Worten "Wir sind hier herzlich willkommen!" abgebildet sind. Darunter finden sich ein "Verboten"-Zeichen, das Logo der Grünen und der Kopf von deren Klubobfrau Madeleine Petrovic mit dem Satz: "Wir sind hier unerwünscht, weil wir politisch noch nicht stubenrein sind."
Von ''Erwinize me!'' bis zum Hund als Direktdemokrat
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