Niederösterreich-Wahl: Blau-gelbe Debütanten

Die Spitzenkanditaten zur Landtagswahl in Niederösterreich, (v.l.): Udo Landbauer (FPÖ), Indra Collini (Neos), Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Helga Krismer (Grüne), Franz Schnabl (SPÖ) mit Kurier Herausgeber Helmut Brandstätter (3.v.l.) und PULS 4 Moderatorin Corinna Milborn (3.v.r).
Die Spitzenkanditaten zur Landtagswahl in Niederösterreich, (v.l.): Udo Landbauer (FPÖ), Indra Collini (Neos), Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Helga Krismer (Grüne), Franz Schnabl (SPÖ) mit Kurier Herausgeber Helmut Brandstätter (3.v.l.) und PULS 4 Moderatorin Corinna Milborn (3.v.r).(c) APA/HANS PUNZ
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Für die Spitzenkandidaten von ÖVP, SPÖ, FPÖ, der Grünen und der Neos ist es eine Premiere: Sie müssen zum ersten Mal eine Landtagswahl schlagen.

St. Pölten. Im konservativen Niederösterreich weht schon jetzt, vor allem aber auch künftig ein politisch gesehen frischeres Lüftchen. Denn die Spitzenkandidaten von ÖVP, SPÖ, FPÖ, der Grünen und der Neos haben bisher noch keine Landtagswahl als Führungsfiguren geschlagen. Von der amtierenden Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bis zu Indra Collini, die mit ihrer Partei den Einzug in den Landtag erhofft. Und so gilt diesbezüglich trotz unterschiedlicher Umfragewerte in gewisser Weise Chancengleichheit: Für alle ist diese Wahl eine Premiere. Die fünf Spitzenkandidaten im Porträt.

Das Paradoxon des neuen ÖVP-Gesichts

Johanna Mikl-Leitner will Erwin Prölls Titel verteidigen.

Wien. Der Imagewechsel ging dann doch recht schnell: Kaum war Johanna Mikl-Leitner aus der Bundesregierung abgezogen und in Niederösterreich installiert worden, trat sie ganz anders auf. Nicht nur optisch, mit heller Kleidung und neuer Haarfarbe. Sondern vor allem in Bezug auf den politischen Stil: Mikl-Leitner tritt seitdem betont sanft auf.

Dabei helfen auch ihre neuen Agenden, immerhin ist sie unter anderem für Kunst, Kultur sowie Gemeinden zuständig. Alles schreit danach, dass die Landespartei ihre Zeit als harsche Innenministerin (bis ins Jahr 2016) so gut es geht kaschieren möchte.

Mikl-Leitner ist zwar tief in der Partei verankert und eine Wegbegleiterin von Erwin Pröll, für Niederösterreich-Verhältnisse gilt sie aber paradoxerweise trotzdem als frisches Gesicht: Immerhin tritt sie das erste Mal als Spitzenkandidatin für die Volkspartei an, außerdem ist sie österreichweit die einzige Frau in der Runde der Landeschefs. Bleibt sie es – was so gut wie fix ist – hat Mikl-Leitner ihr langjähriges Karriereziel erreicht. (ib)

FPÖ-Ersatzmann mit persischen Wurzeln

Der 31-jährige Udo Landbauer ist Spitzenkandidat der Blauen.

Udo Landbauer ist eigentlich nur blauer Ersatzmann. Ursprünglich wollten die Freiheitlichen mit Walter Rosenkranz in die Landtagswahl ziehen. Der wurde im Herbst überraschend nach Wien als Klubchef beordert. Seither versucht die FPÖ, den Bekanntheitsgrad des 31-Jährigen zu steigern. Das ist mit teils irritierenden Aussagen gelungen. Landbauer hat Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) als „Moslem-Mama“ bezeichnet. Dadurch ist sein familiärer Hintergrund in den Fokus gerückt. Der gebürtige Neunkirchner hat selbst persische Wurzeln. Seine Mutter stammt aus dem Iran, ist aber keine Muslimin und wie er gern betont „Kirchgängerin“. Als Stadtrat in Wiener Neustadt und Landtagsabgeordneter ist Landbauer Berufspolitiker. Einzig während seines Studiums hat er außerhalb der Politik Berufserfahrung gesammelt – als Skilehrer am Semmering. Groß geworden ist er im Ring Freiheitlicher Jugend. Seit 2012 war er dessen Obmann. Die Funktion hat er vergangenes Wochenende allerdings abgegeben. (j. n.)

Ein hüpfender Polizist rechts der SPÖ-Parteimitte

Franz Schnabl ist mit 59 der älteste der Jungpolitiker.

Franz Schnabl verstört seine Wähler. Auf den derzeit affichierten Wahlplakaten ist er hüpfend oder regenschirmfechtend zu sehen. Auf einem Sujet steht „Sei eine Frau wähl einen Mann“ oder: „Jungpolitiker“ – obwohl er 59 Jahre alt ist.

Schnabl schwimmt seit Jahrzehnten im Fahrwasser der Partei – als Präsident des Arbeiter-Samariter-Bund war er Mitglied im SPÖ-Bundesvorstand. Im April des Vorjahres erbarmte sich Schabl und übernahm die Führung der SPÖ-Niederösterreich – Christian Kern hatte lange nach einem Spitzenkandidaten für das erzschwarze Land suchen müssen. Zuvor arbeitete Schnabl als Sicherheitsexperte bei Magna – 1999 war er zum jüngsten Generalinspektor der Sicherheitswache bestellt worden. Allerdings nicht für lange. Weil er seine Tochter von einer Donnerstagsdemonstration gegen die schwarz-blaue Regierung abholte, berief ihn Innenminister Ernst Strasser ab. Schnabl gilt in der Partei als Pragmatiker, der sozialpolitisch links und sicherheitspolitisch rechts der Parteimitte steht. (ath)

Kampf ums grüne Überleben mit der Zukunftshoffnung

Helga Krismer will mit kantiger Oppositionspolitik punkten.

13 Jahre ist es her, dass „Die Presse“ Helga Krismer als eine der Zukunftshoffnungen der Grünen porträtiert hat. Sie wolle eine „unübersehbare Größe als Oppositionspolitikerin werden“, sagte sie damals. Das kann Krismer jetzt als Nachfolgerin von Grünen-Urgestein Madeleine Petrovic einlösen. Allerdings wird sie es schwer haben, die traditionell eher schwachen niederösterreichischen Grünen unter den gegenwärtigen Umständen im Landtag zu halten.

Zur Führungsspitze der Landespartei gehört Krismer schon länger. Im Landtag hat sie sich mit einer für niederösterreichische Verhältnisse kantigen Oppositionspolitik einen Namen gemacht. So gehörte sie zu den wenigen, die massiv gegen die umstrittene und aus Landesmitteln finanzierte Erwin-Pröll-Stiftung aufgetreten ist.

Im Wahlkampf ist die grüne Frontfrau durchaus auffällig unterwegs: Ihr Auftritt im „Star Wars“-Kostüm wurde von vielen als peinlich betrachtet – brachte aber auch viel Aufmerksamkeit. (maf)

Italienische Vorarlbergerin für die NÖ-Neos

Indra Collini ist mittendrin im Battleground „Speckgürtel“.

Indra ist indisch. Ihre Mutter sei geprägt gewesen von den 70er-Jahren, ein „Blumenkind“ wie die Tochter sagt. Collini ist italienisch. Ein Familienzweig stammt von dort. Indra Collini selbst ist in Vorarlberg aufgewachsen. Nun ist sie Spitzenkandidatin der Neos in Niederösterreich.

Für die Neos ist der „Speckgürtel“ rund um Wien entscheidend. Collini, die hier mittendrin, in Brunn/Gebirge wohnt, ist da wohl prädestiniert dafür. Auch sonst passt die Unternehmerin – sie vertreibt Weinlagersysteme – und zweifache Mutter gut ins Neos-Profil. Sie gilt zudem als relativ volksnah und gute Organisatorin.

Bei den Neos ist sie seit den Anfangstagen mit dabei. 2012 lernte sie Matthias Strolz kennen und war von dessen Elan angetan. Sie selbst war schon längere Zeit unzufrieden mit dem politischen System, in dem sich zwei Lager das Land aufteilen, insbesondere mit der Wirtschafts- und der Bildungspolitik. In Niederösterreich will sie mit den Neos nun in den Landtag und dort die „Taschenlampe im Dunkeln“ sein. (oli)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2018)

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