Landbauer stellt "Germania"-Mitgliedschaft ruhend

Udo Landbauer
Udo LandbauerAPA/HELMUT FOHRINGER
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Landbauer zeigte sich "schockiert" über die den Holocaust verherrlichenden Lieder der Burschenschaft. Kanzler Kurz verurteilt die "widerwärtigen" Texte. Auch die Germania distanziert sich von ihrem Buch.

Neue Vorwürfe gegen den freiheitlichen Spitzenkandidaten für die Niederösterreich-Wahl: Die Burschenschaft “Germania zu Wiener Neustadt”, deren stellvertretender Vorsitzender Udo Landbauer ist, soll ein Liederbuch verlegen, in dem das NS-Regime und der Holocaust verherrlicht wird. Das berichtet der "Falter" am Dienstag.

Demnach heißt es in dem Buch etwa: "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: 'Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'" und "Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines': 'Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.'"

Landbauer hat auf den "Falter"-Bericht "entsetzt" reagiert. Er sei "schockiert über jene Text- und Liedpassagen, welche heute zum Gegenstand politischer Diskussionen geworden sind. Als dieses Buch gedruckt wurde, war ich elf Jahre alt. Ich erhalte davon heute zum ersten Mal Kenntnis und ziehe auch sofort die notwendigen Konsequenzen".

Landbauer stellt "Germania"-Mitgliedschaft ruhig

"Im Konkreten bedeutet dies, dass ich meine Mitgliedschaft in diesem Bund ("Germania zu Wiener Neustadt") umgehend ruhend stelle und die Einsetzung einer Untersuchungskommission mit allen auch rechtlichen Konsequenzen fordere, um diese skandalöse Angelegenheit restlos und umfassend zu klären, gegebenenfalls auch vor Gericht", hieß es in der Stellungnahme.

"Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind etwas sehr Hässliches und müssen auch nur in der kleinsten Dosis entschieden verurteilt und bekämpft werden", betonte Landbauer. Gerade er, der selbst Migrationshintergrund habe, habe weder in der FPÖ noch in seinem Bund in den vielen Jahren seines Wirkens auch nur das geringste Maß an Fremdenfeindlichkeit oder Antisemitismus wahrgenommen. "Umso schmerzhafter ist es, wenn jetzt fünf Tage vor der niederösterreichischen Landtagswahl ein Bild erzeugt wird, das weder zu mir als Person, noch zur FPÖ, oder auch meinem Umfeld passt." Er wolle und werde "persönlich mit Nachdruck die Klärung dieser Angelegenheit vorantreiben und nicht den leisesten Zweifel zurücklassen, dass weder ich, noch die FPÖ mit Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Totalitarismus, auch nur das Geringste am Hut haben".

Auch ein Vertreter der Germania meldete sich zu Wort. Man lehne "jede Diskriminierung von Religionen zutiefst ab sowie jegliche Art von Antisemitismus", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der Austria Presse Agentur.

Hat "nicht das Geringste" mit Antisemitismus zu tun

Unterstützung für Landbauer kam von FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, der der Zeitung "Inszenierung" vorwarf: Es sei "mehr als durchsichtig, wenn das linksextreme Wiener Nischenmagazin 'Falter' unseren untadeligen niederösterreichischen Kandidaten Udo Landbauer anpatzen will, indem man ihm die Mitverantwortung für eine 20 Jahre alte Geschichte andichten möchte".

Wer Landbauer kenne, wisse, dass er mit Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Totalitarismus "nicht das Geringste zu tun hat", so Vilimsky in der Aussendung. "Wenn irgendwelche Wirrköpfe vor 20 Jahren Liedtexte publiziert haben, die auf das schärfste zu verurteilen sind, dann soll und muss dem auch heute nachgegangen werden." Es sei selbstverständlich, dass Landbauer hier eine penible Untersuchung angekündigt habe, die alle Facetten dieser Causa schonungslos aufdecken müsse. Er lege für Landbauer die Hand ins Feuer, meinte der Generalsekretär.

Scharf in Richtung "Falter" äußerte sich auch FPÖ-Landesparteisekretär Christian Hafenecker, der die "Hatz" auf Landbauer als "linkes Scherbengericht" bezeichnete. "Was hier von Seiten der linksextremistischen Falter Redaktion abgezogen wird, hat nicht einmal die SPÖ mit ihrem Dirty-Campaigning-Experten zuwege gebracht. Wenn es darum geht, an unbescholtenen FPÖ-Politikern Rufmord zu begehen, werden wie gewohnt alle Register gezogen". Es bestehe keinerlei Zusammenhang zwischen diesem Pamphlet und Landbauer, der sich ebenso wie die FPÖ NÖ gegenüber rechtsextremem Gedankengut immer klar und konsequent abgegrenzt habe.

Kurz verurteilt "widerwärtige" Liedtexte

Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat am Dienstagabend auf Twitter auf die Vorwürfe gegen Landbauer reagiert: "Die publik gewordenen Liedtexte der Germania sind rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig", erklärte Kurz, Koalitionspartner der FPÖ auf Bundesebene, auf Twitter. Dafür dürfe es in Österreich keinen Platz geben.

"Es braucht daher volle Aufklärung und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden", forderte der Kanzler weiters. In einer aktuellen Ausgabe von einem Liederbuch der Burschenschaft werde der Judenmord und das Naziregime verherrlicht.

Auch SPÖ-Chef Christian Kern meldete sich auf Twitter zu der Causa zu Wort und kritisierte: "Während Landbauer/FPÖ im Verdacht der Verhetzung und Wiederbetätigung steht, teilt Strache (Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Anm.) Landbauers Werbevideo auf FB." "Diesmal geht sich, 'da war ich ja noch gar nicht auf der Welt', nicht mehr aus.", meinte Kern weiters.

>> Falter-Bericht

(APA)

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