Affäre um NS-Liederbuch: Strache wehrt sich gegen "Fake News"

Vizekanzler Strache hat einige Fragen zu beantworten
Vizekanzler Strache hat einige Fragen zu beantworten APA/GEORG HOCHMUTH
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Der Vizekanzler habe im Juni 2017 ein Treffen der Burschenschaft "Germania" besucht, schreiben "Spiegel" und "Standard". Stimmt nicht, kontert der FPÖ-Obmann. Er sei bei einer Veranstaltung des Österreichischen Pennäler-Rings gewesen.

Es wird ermittelt, es wird scharf kritisiert und es wird um eine Facette reicher. Die Rede ist von der Affäre rund um ein einschlägiges Liederbuch der Verbindung "Germania zu Wiener Neustadt", der auch der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat, Udo Landbauer, angehört. Wie der deutsche "Spiegel" und der "Standard" am Freitag berichten, soll nämlich der freiheitliche Bundesparteiobmann, Vizekanzler Heinz-Christian Strache, erst Anfang Juni 2017 bei einem Treffen der Burschenschaft anwesend gewesen sein. Allerdings: Der Straches Sprecher Martin Glier dementiert das.

Wie Glier dem "Standard" sagte, sei sein Parteiobmann zwar im Sommer des Vorjahres in Wiener Neustadt gewesen, jedoch bei einer Veranstaltung des Österreichischen Pennäler-Rings (ÖPR). Eben an dieser Veranstaltung habe auch die "Germania" teilgenommen.

Foto von Strache, Video mit Landbauer

Der "Spiegel" ergänzt in seinen Ausführungen indes: Strache, der selbst übrigens Mitglied der Burschenschaft Vandalia Wien ist, soll bei der Veranstaltung ein Ehrenband verliehen worden sein. Auch hier weist Glier die Schilderungen zurück: Das Band sei dem Vizekanzler und Sportminister nicht von der "Germania" verliehen worden, sondern eben vom ÖPR. Ein Foto, das dem "Spiegel" zugespielt wurde und Strache bei der Veranstaltung zeigen soll, sei kurz zuvor entstanden, heißt es weiter.

Aufgetaucht ist in der Zwischenzeit auch ein Video von der besagten Feier. Es wurde auf Facebook veröffentlicht (siehe Screenshot, Freitag früh war die Seite nicht mehr erreichbar) und zeigt unter anderem Landbauer auf der Bühne.

Pikant in jedem Fall: Erst am Mittwoch hatte der Vizekanzler versichert: "Burschenschaften haben nichts mit der FPÖ zu tun" und sich hinter Landbauer gestellt. 

Er, Strache, selbst reagierte auf die Berichte mittlerweile ebenfalls via Facebook: "Ich war nachweislich weder beim abendlichen 100. Stiftungsfest der Germania, noch habe ich jemals ein Ehrenband der Germania erhalten. Eine glatte Unwahrheit und Lüge", postete der FPÖ-Obmann (siehe unten). Weiters ortete er "Fake News".

Wahlkämpfen mit Ehrenband

Wie zuvor Glier unterstrich auch Strache, dass er lediglich bei einer Sitzung des Österreichischen Pennäler Rings eingeladen gewesen sei und dort ein Ehrenband erhalten habe. Danach sei er zu einer FPÖ-Wahlveranstaltung in die Steiermark gefahren. Die beiden Veranstaltungen, also jene des Pennäler Rings und jene der Germania, dürften kurz nacheinander in Wiener Neustadt stattgefunden haben.

In der Causa rund um das NS-Liederbuch hat die Staatsanwaltschaft in der Zwischenzeit bereits Ermittlungen eingeleitet, im Raum steht der Vorwurf der Wiederbetätigung. In dem 300 Seiten starken Liederbuch, das die Burschenschaft aufgelegt hat, sind unter anderem diese Zeilen abgedruckt: "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million.'" Und an anderer Stelle: "Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines': 'Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.'"

Landbauer streitet ab, von dem Lied gewusst zu haben. Seine Mitgliedschaft bei der Burschenschaft stellte er ruhend. Sein für heute, Freitag, angekündigter Medientermin und Skikurs für Kinder wurde kurzfristig abgesagt.

>>> Bericht im "Spiegel"

>>> Bericht im "Standard"

(Red.)

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