ORF-"Wahlfahrt": Wenn die Politiker menscheln

ORF Wahlfahrt Hanno Settele Frank Stronach
ORF Wahlfahrt Hanno Settele Frank Stronach(c) APA/ORF/ROMAN ZACH-KIESLING (ORF/ROMAN ZACH-KIESLING)
  • Drucken

Der ORF kutschierte die ersten Spitzenkandidaten durch die Gegend. Die Wohlfühlatmosphäre trügt, die Fettnapfgefahr für die Politiker ist groß.

Am Mittwochabend lief die erste Folge der dreiteiligen ORF-Sendung "Wahlfahrt". Dabei nehmen pro Folge zwei Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl in einem alten schwarzen Mercedes 280, Baujahr 1978, neben ORF-Journalist Hanno Settele Platz. Das Nummernschild: "W Wahl 13". Settele fährt die Kandidaten jeweils einen Tag lang von einem Termin zu anderen. Die beiden Fahrten werden dann zusammengeschnitten. Die TV-Sendung hatte schon vorab durch den Todesstrafen-Sager von Frank Stronach Bekanntheit erlangt.

Bei der Aufzeichnung der Sendung Ende August formulierte Stronach seine Idee von der Todesstrafe für "Berufskiller". Er raunte seiner Vertrauten Kathrin Nachbaur auf dem Rücksitz zu: "Hast du gehört, Kathrin? Das gehört ins Parteiprogramm." (mehr dazu...) Es folgte die Distanzierung der Partei von ihrem Chef. Stronach erklärte seine Äußerungen schließlich zur "Privatmeinung", die nicht Aufnahme in das Programm des Teams Stronach finden werde.

Ein simples, aber raffiniertes Konzept

Dass dieser Ausrutscher nicht zufällig entstand, sondern gewollt war, gibt ORF-Journalist Settele offen zu. "Die Idee ist, dass sich niemand über sechs oder sieben Stunden Fahrzeit hinter Wahlkampfparolen verstecken kann", sagte er bereits im Vorfeld. Und das Konzept scheint aufzugehen. Einerseits werden dadurch Politiker zu greifbaren Menschen. Und andererseits hat das Format eine klare journalistische Ausrichtung: Immer wieder bohrte Settele in Folge eins mit besonders unangenehmen Fragen nach, wenn die Atmosphäre besonders locker war.

Neben Frank Stronach war in Folge eins auch BZÖ-Chef Josef Bucher Beifahrer des ORF-Journalisten. Bucher übernahm sogar kurzzeitig das Steuer. "Seitdem ich am Steuer sitze, haben wir eine viel lebendigere Diskussion", sagte Bucher. Settele konterte sichtlich nervös: "Seitdem Sie am Steuer sitzen, fahren wir auch viel schneller". Später stieg auch die Lebensgefährtin von Bucher, Simone Schwarz, zu. Prompt gab sie zu, "schwer verliebt zu sein". Es war durchaus amüsant mitanzusehen, wie sich Bucher um eine entsprechende Antwort drückte, ehe auch er zugab: "Schwer verliebt".

Nächste Woche folgen Glawischnig und Strache

Weiter geht es am Mittwoch, dem 18. September, um 22.35 Uhr in ORF eins mit den "Wahlfahrten" von Grünen-Chefin Eva Glawischnig und FP-Chef Heinz-Christian Strache. In der Woche vor der Wahl sind dann SP-Kanzler Werder Faymann und VP-Vizekanzler Michael Spindelegger am 25. September an der Reihe.

Der ORF verbuchte "Die Wahlfahrt" als Quotenerfolg: Im Schnitt verfolgten 293.000 bei 21 Prozent Marktanteil die Sendung, der Spitzenwert lag bei 315.000 Zuschauern. In der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen wurde ein Marktanteil von 27 Prozent erreicht, in jener der 12- bis 29-Jährigen 19 Prozent.

Link: Die ORF-Wahlfahrt mit Frank Stronach in der TVthek

Und auch beim Kurznachrichtendienst Twitter war das Echo durchaus positiv:

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

TVKritik Elvis lebt heisst
TV-Notiz

TV-Kritik: Elvis lebt! Er heißt jetzt Frank

Darf Politik zur Unterhaltung verkommen? Wenn, dann so. Die ORF- „Wahlfahrt“, das Beste seit Langem.
TVKritik Elvis lebt heisst
TV-Notiz

TV-Kritik: Elvis lebt! Er heißt jetzt Frank

Darf Politik zur Unterhaltung verkommen? Wenn, dann so. Die ORF- „Wahlfahrt“, das Beste seit Langem.
bdquoEntschleunigterldquo Wahlkampf ORFOldtimer
TV-Notiz

„Entschleunigter“ Wahlkampf im ORF-Oldtimer

Hanno Settele geht ab heute mit Spitzenkandidaten auf „Wahlfahrt“. Die Werbung für den ORF übernahm Frank Stronach.
Wahlfahrt Glawischnig legt Panzer
Politik

"Wahlfahrt": Glawischnig legt Panzer ab, Strache nicht

In Folge zwei der ORF-Sendung offenbarte Grünen-Chefin Glawischnig ihre Vorliebe fürs Putzen, FP-Chef Strache blieb bei seinen Wahlkampfparolen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.