Meinungsforscher: Rot-schwarze Mehrheit "nicht fix"

NR-Wahl: SP-VP-Mandatsmehrheit könnte laut Meinungsforschern wackeln
NR-Wahl: SP-VP-Mandatsmehrheit könnte laut Meinungsforschern wackeln APA/HANS KLAUS TECHT
  • Drucken

Laut Experten ist die Chance gestiegen, dass BZÖ und Neos in den Nationalrat einziehen und eine Mehrheit von SPÖ und ÖVP verhindern. Auch das Rennen um Platz zwei sei noch nicht entschieden.

Die Mehrheit der Österreicher geht davon aus, dass es nach der Wahl erneut eine Rot-Schwarze Mehrheit geben wird (>> "Die Große Koalition, der ungeliebte Klassiker"). Doch nach Ansicht von Meinungsforschern ist es durchaus möglich, dass SPÖ und ÖVP am Sonntag ihre Mandatsmehrheit verlieren.

"Fix ist nix", sagte Peter Hajek (Public Opinion Strategies) am Donnerstag. Noch vor zwei Monaten hätte er gesagt, die Große Koalition "ist gesetzt", jetzt könne man einen Verlust der Mehrheit aber nicht mehr ausschließen. Auch für Wolfgang Bachmayer (OGM) und David Pfarrhofer (market) ist die Mehrheit der beiden Regierungsparteien nicht gesichert.

Chancen für BZÖ und Neos gestiegen

Falls sowohl BZÖ als auch Neos den Einzug ins Parlament schaffen, wäre die Wahrscheinlichkeit für eine rot-schwarze Mehrheit gering, erklärte Bachmayer. Die jüngsten Umfragen zeigen einen Aufwärtstrend der beiden Kleinparteien. Als Grund dafür sieht Hajek deren "relativ guten Wahlkampf". Beim BZÖ sei dieser auf Parteichef Josef Bucher zugeschnitten gewesen, auch die TV-Duelle hätten die Orangen gestärkt. Und die Neos hätten es "trotz niedrigen Budgets" geschafft, "eine ungeheure Mediencoverage" zustande zu bringen.

Auch Bachmayer sieht die Chance der beiden Parteien "viel größer als vor einigen Wochen". Ein Verfehlen der Vier-Prozent-Hürde sei aber genauso möglich. Pfarrhofer geht zwar davon aus, dass sich eine Mandatsmehrheit für Rot-Schwarz "eher ausgeht", abschätzbar sei das aber nicht. Wenn sowohl BZÖ wie auch Neos einziehen, "wird es für SPÖ und ÖVP schwerer, die Mandatsmehrheit zu bekommen". Chancen für einen Einzug der Kleinparteien sieht auch der market-Forscher: "Das BZÖ hat sich erfangen, Bucher eine gute Figur in den TV-Duellen gemacht. Der Einzug ist gar nicht mehr so unrealistisch." Auch Neos hätte sich in den Umfragen verbessert - Pfarrhofer geht aber davon aus, dass es sich für die pinke Partei knapp nicht ausgehen wird.

Die ARGE Wahlen hatte vergangene Woche eine Prognose veröffentlicht, wonach SPÖ und ÖVP selbst dann, wenn sie gemeinsam nur auf etwas mehr als 47 Prozent kämen und BZÖ oder Neos in den Nationalrat einzögen, noch auf eine hauchdünne Mehrheit der Abgeordneten kämen.

Platz zwei für ÖVP noch nicht abgesichert

Ebenfalls noch nicht fix entschieden ist laut den Meinungsforschern übrigens der Kampf um Platz zwei. Die Experten orten bei der ÖVP einen dezenten Abwärtstrend, bei der FPÖ hingegen einen leichten Trend nach oben. Hier sei eine Prognose nicht wirklich möglich - es könne auch sein, dass der Abstand zwischen den beiden am Sonntag sogar größer als in den Umfragen ist, betonte Hajek. Zuletzt lag die ÖVP in den Umfragen zwischen 22 und 23 Prozent, die FPÖ zwischen 19 und 21 Prozent.

Bachmayer meinte, es sei zwar nicht auszuschließen, dass die FPÖ die ÖVP noch überholt, aber auch nicht wahrscheinlich. Laut Pfarrhofer wird es nun darauf ankommen, ob die ÖVP ihre Stammwähler ausreichend mobilisieren kann.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Veraltet und überholt? Trotz Unmut über die SPÖ-ÖVP-Regierung bevorzugen die Österreicher diese Koalitionsvariante.
New Articles

Nationalratswahl: Die Große Koalition, der ungeliebte Klassiker

Hat sich eine Regierung aus SPÖ und ÖVP überlebt, wie der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer meint? Die Österreicher sind zwar unzufrieden mit Rot-Schwarz. In andere Regierungsvarianten setzen sie allerdings noch weniger Hoffnung.
"Alle Optionen sind offen": Spindelegger bleibt flexibel
New Articles

"Alle Optionen sind offen": Spindelegger bleibt flexibel

Der ÖVP-Chef nimmt den Vorschlag von Wilfried Haslauer nicht an. Teile der SPÖ vermuten ein Täuschungsmanöver.
Kommentare

Du, Kanzler, lass uns per Sie sein!

Das Geduze in TV-Duellen geht auf Kosten der politischen Debatte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.