Alles zu seiner Zeit

Kolumne "Karrierewege". Wer am Ende seines Berufslebens auf viele Jahrzehnte des Erfolgs zurückblicken will, muss zur richtigen Zeit die richtigen Schritte setzen.

Wie bei der Arbeit auf dem Feld gibt es eine Zeit der Aussaat, eine Zeit der Reife und eine Zeit der Ernte. Kein Bauer kann im Herbst ernten, wenn er erst im August aussät.

So gibt es für jede Lebensphase einige wichtige Schritte, die erst fünf bis zehn Jahre später volle Wirkung zeigen. Die wesentlichen Karriereentscheidungen betreffen die Ausbildung, die Übernahme von Führungsverantwortung und den Aufbau des Netzwerks. Lebenslanges Lernen und Netzwerken sind immer wichtig, doch es gibt Zeiten, zu denen sie besonders entscheidend für den Karriereverlauf sind. Wer eine Phase zu einer bestimmten Zeit verpasst, kann sie meist nie wieder nachholen.

Frühling - Ausbildung und Spezialwissen

In der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren geht es vor allem darum, große Ausbildungen abzuschließen und Spezialwissen in einem Fachbereich aufzubauen. Zu Beginn der Karriere scheint die gute Ausbildung noch keine Rolle zu spielen. Mitarbeiter mit Lehrausbildung, mit Matura und sogar nach Abschluss des Bachelor-Studiums verdienen in einer sehr ähnlichen Bandbreite.

In zahlreichen Fällen können Nicht-Akademiker sogar höhere Einkommen als Akademiker erzielen, und die Versuchung ist groß, ein kurzfristig höheres Einkommen mit einem Nebenjob gegen langfristige Karriereperspektiven zu tauschen. Der große Unterschied in den Einkommen von Nicht-Akademikern und Akademikern zeigt sich meist erst gegen Ende 20, und die Akademiker ziehen den anderen deutlich davon.

Sommer - Expertenkarriere oder Managementlaufbahn

Zwischen 30 und 40 müssen Sie die Wahl treffen, ob Sie Führungsverantwortung übernehmen möchten oder nicht. Für viele Mitarbeiter entscheidet sich in dieser Altersgruppe, ob Sie sich in Richtung Expertenkarriere oder Managementlaufbahn entwickeln. Wenn Sie deutlich über 40 Jahre alt sind und beschließen, nun zum ersten Mal eine Führungsposition einnehmen zu wollen, wird Ihnen aller Voraussicht nach niemand mehr die Chance dazu geben.

Herbst - Stärkung des beruflichen Netzwerks

Eine wesentliche Aufgabe zwischen 40 und 50 ist die Stärkung Ihres beruflichen Netzwerks innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Zusätzliche Ausbildungen oder Expertenwissen bringen Sie weniger weit als exzellente Beziehungen zu Top-Managern, Kunden, Kollegen, Mitarbeitern und Geschäftspartnern, die Ihnen neue berufliche Perspektiven eröffnen. Wenn Sie mit 50 plus einem Restrukturierungsprogramm zum Opfer fallen und als gut dotierter Manager keinen neuen Job finden, liegt es meist daran, dass Sie bis dahin kein tragfähiges Netzwerk aufgebaut haben.

Ab 50 Jahren müssen Sie Ihr Netzwerk nicht nur unter Ihren langjährigen bestehenden Kontakten, sondern zusätzlich auch in der nächsten Generation aufbauen. Ein häufiges Problem vieler erfahrener Freiberufler, insbesondere Rechtsanwälte und Steuerberater, besteht darin, dass die meisten ihrer guten Kunden und Geschäftspartner entweder in Pension gegangen oder schon gestorben sind. Ein gutes Netzwerk aufzubauen, braucht jedoch viele Jahre und kann nicht auf Knopfdruck abgerufen werden.

Beruflicher Erfolg ist kein Lottogewinn. Eine gute Karriere benötigt gezieltes, langfristiges Engagement. Als Faustregel gilt: Wenn Sie zum heutigen Zeitpunkt erfolgreich sind, haben Sie vor fünf bis zehn Jahren smarte Entscheidungen getroffen.

Conrad Pramböck ist Berater und Speaker zu Gehalts- und Karrierethemen. Er leitet bei der Personalberatung Pedersen & Partners den Geschäftsbereich Compensation Consulting.

Die gesammelten Kolumnen sind im neuen Buch "Karrierewege" erschienen. Der Reinerlös des Buchverkaufs kommt Pramböcks Sozialprojekt "Ein Kinderlachen verdienen" zugute.

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