Kolumne "Karrierewege". Wenn ein Jobwechsel ansteht, fallen viele gutgemeinte aber nicht immer hilfreiche Ratschläge. Es gibt jedoch einige wichtige Kriterien, die auf jeden Fall beachtet werden sollten, wenn es um Karriereentscheidungen geht.
Glücklicherweise sprudelten bereits in der ersten Woche zahlreiche neue Jobangebote herein, als der erfahrene Manager offiziell bekanntgab, dass er seinen langjährigen Arbeitgeber verlassen würde. Zunächst freute er sich über den großen Zuspruch und das Vertrauen, das ihm sein Netzwerk entgegenbrachte. Doch schon nach kurzer Zeit spürte er die Qual der Wahl. Nach welchen Kriterien sollte er seine neue berufliche Ausrichtung treffen?
Seine Freunde zu befragen, war keine große Hilfe. Jeder hatte einen anderen gut gemeinten Tipp für ihn. Einer seiner Freunde riet ihm, das finanziell beste Angebot anzunehmen. Ein anderer sagte: „Tu das, was Du am meisten liebst.“ Ein dritter sagte: „Wo hast Du das beste Team?“ Wieder ein anderer: „Was kannst Du am besten, was fällt Dir am leichtesten?“ Oder: „Wo siehst Du für Dich das größte Entwicklungspotenzial?“
All diese Fragen sind zwar wichtig für eine gute Karriereentscheidung, aber sie helfen letztlich nicht weiter. Wenn Sie mehr als 10 bis 15 Jahre Berufserfahrung gesammelt und erste größere Erfolge erzielt haben, sollte für Sie folgender Leitsatz gelten: Treffen Sie die Entscheidungen für Ihre Karriere so, dass die nachfolgenden Optionen für Sie maximiert werden.
Während es zu Beginn der Karriere wichtig ist, sich fachlich zu fokussieren, sollten Sie zwischen 30 und 40 Jahren wieder den Blick für die Weite suchen. Welche Optionen gibt es langfristig für Sie, und welche Entscheidungen sollten Sie heute treffen, um diese Möglichkeiten auch danach noch zu haben?
Zum Beispiel ist es in der Regel deutlich einfacher, von einem großen, bekannten Unternehmen in ein kleineres, unbekannteres zu wechseln als umgekehrt. Wenn es zu Ihren beruflichen Vorstellungen passt, sollten Sie also zunächst in den Konzern wechseln, weil nachher die Veränderung ins kleine Start-Up immer noch recht leicht möglich ist. Anders herum ist es deutlich schwieriger.
Wo immer es Sie beruflich hinzieht: Sie sollten sich immer bewusst sein, dass zwei Züge für Sie niemals abfahren: Beratung und Selbständigkeit. Sie können sich zu jedem Zeitpunkt Ihrer Karriere selbständig machen, und Sie können auch immer als Berater arbeiten. Sie können Ihr eigenes Unternehmen gleich zu Beginn Ihrer Laufbahn gründen, nach ein paar Berufsjahren oder auch erst, wenn Sie in Pension gegangen sind. Sie können auch immer beratend tätig sein, oder auch als Trainer, Coach oder Vortragender.
Sollten Sie sich daher diesmal gegen ein Angebot aus der Beratung entscheiden, machen Sie sich keine Sorgen. Auch den Gedanken an das eigene Unternehmen können Sie ruhig noch in sich tragen, bis er vollends ausgereift ist, wenn Sie auch andere gute Optionen haben. Bei der nächsten beruflichen Neuorientierung stehen Ihnen diese beiden Möglichkeiten nach wie vor offen.
Conrad Pramböck ist Berater und Speaker zu Gehalts- und Karrierethemen. Er leitet bei der Personalberatung Pedersen & Partners den Geschäftsbereich Compensation Consulting.
Die gesammelten Kolumnen sind im neuen Buch "Karrierewege" erschienen. Der Reinerlös des Buchverkaufs kommt Pramböcks Sozialprojekt "Ein Kinderlachen verdienen" zugute.
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