Juristen: Expertise erarbeiten und dann ins Ausland

Studenten und Experten diskutierten in Wien, wie international juristische Berufe sind.

Mehr als 40 Jusstudenten aus 30 Ländern setzten sich diese Woche bei der Law School der European Law Students' Association (Elsa) mit „Dispute Resolution“ auseinander: Dabei wurden am Juridicum der Wiener Universität Schieds- und Gerichtsverfahren sowie Mediation bearbeitet.

Diskutiert wurde, wie international juristische Berufe tatsächlich sind. Wichtig sei, sagte Nikolaus Paul vom Management Board bei Wolf Theiss, „im eigenen Land eine solide Ausbildung zu genießen, sich Expertise zu erarbeiten und dann über die Landesgrenze zu schauen“.

Weil das Recht der EU immer umfassender werde, „kann man sich auch als kleiner nationaler Anwalt nicht mehr vor internationalem Recht verstecken“, sagt Selma Povlakic vom European Law Institute. Gleichzeitig gebe es aber viele Hürden. Povlakic studierte Jus in Wien, weil sie aber Bosnierin ist, wird sie in Österreich nicht als Rechtsanwältin zugelassen.

Georg Schima, Partner der Kanzlei Kunz Schima Wallentin, empfiehlt Studierenden, für eine bestimmte Zeit an der Uni zu bleiben: „Tun Sie sich mit einem fordernden Professor zusammen, dann haben Sie in Ihrem Bereich mehr Wissen als 99 Prozent der Juristen.“ Das wiederum sei eine gute Voraussetzung, um im Ausland tätig zu werden. Noch radikaler sieht es Arbeitsrechtsprofessor Martin Risak: Uni ja, doch hält er nichts davon, sich einen LL. M., eine Ausbildung zum Master of Laws, „zu kaufen“. Und wenn, dann rät er, „den LL M. gleich in Russland oder in China zu absolvieren“. Die Auseinandersetzung mit gänzlich anderen Systemen sei eine echte Bereicherung.

Doch es sind nicht nur die juristischen Fähigkeiten, die zum Erfolg führen. Es sind Skills wie Projekte zu managen und gut zu kommunizieren, sagt Johannes P. Willheim von Willheim Müller Rechtsanwälte. Und: Nur wer mit gewohnheitsrechtlicher und europäischer Tradition umgehen könne, sei „ein Teil des internationalen Klubs“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2013)

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