Die Freuden der Wirtschaftsprüfer

Wirtschaftsprüfer. Seit Jahren gibt es einen Nachwuchsengpass. Das neue Gesetz soll ihn beseitigen.

Er rechne mit einem Andrang, sagt Aslan Milla, Berufsgruppenobmann der Wirtschaftsprüfer und Senior Partner der Big-Four-Kanzlei PwC. Das neue WTBG werde jenen gefallen, die sich nach ihrer Steuerberaterprüfung nicht mehr die mindestens so komplexe Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer antun wollten. Und jenen, die nie erst Steuerberater werden, sondern immer gleich in die Prüfung gehen wollten. Es werde zudem jene hinter dem Ofen hervorholen, denen die drei Jahre Pflichtpraxis bis zum Prüfungsantritt zu lang gedauert hat. Mit nur noch 18 Monaten käme man nun deutlich flotter voran.

Die neue Prüfungsordnung ist modular. Von den vier Klausuren sind drei für beide Berufsgruppen gleich (BWL, Rechnungslegung und Rechtslehre). Dann trennen sich die Wege. Vor den künftigen Steuerberatern liegt die vierte Klausur zum Thema Abgabenrecht, vor den künftigen Prüfern die – zugegeben anspruchsvolle – zum Thema Abschlussprüfung, vor beiden die jeweilige mündliche Abschlussprüfung. Dann stehen beide Abschlüsse gleichwertig nebeneinander. Wer will, kann jederzeit die fehlenden Module für die zweite Berufsberechtigung ablegen.

Berufung für Neugierige

Es stört Milla, dass „seine“ Wirtschaftsprüfung gemeinhin als „Black Box“ wahrgenommen wird. Man sehe Menschen über Akten brüten, sagt er, doch wie bunt es dahinter zugeht, erkenne man von außen nicht. „Im Kern geht es immer um die Zusicherung, dass ein vorgelegter Bericht den Regeln des Gesetzes entspricht. Daran wird sich nichts ändern.“ Wohl aber in der Art der Prüfung. Sie strebe zügig in Richtung Big Data: Noch überlegten Prüfer, wie sie aus den vorgelegten Daten zuverlässige Stichproben ziehen. Künftig würden sie auf Stichproben ganz verzichten und gleich den gesamten Datenbestand analysieren. Da müsse man lernen, dem System die richtigen Fragen zu stellen. Etwa: Wer hat bis zum Stichtag Abgrenzungsbuchungen einer bestimmten Größe gemacht? Dann komme der Faktor Mensch ins Spiel. Zu diesen Personen gehe man dann und lasse sich die Buchungen erklären.

Der Markt braucht mehr Prüfer

Wo sonst, sagt Milla, habe man die Chance, in so vielen Branchen und Unternehmen ein und aus zu gehen? Und die eigenen Interessen auszuloten: Er habe für sich vor Langem herausgefunden, dass er für Produktionsbetriebe brenne. Auf sie habe er sich spezialisiert, national wie international. Man genieße das Vertrauen der Mandanten und tauche tief in deren Zahlen und Prozesse ein. Das mache den Reiz des Berufes aus, der weite Horizont, die Chance, zu beobachten und zu bewerten.
Jedoch: Das Prüfen wird immer komplexer. Ein Abschluss hatte früher vielleicht 20 Seiten, sagt Milla. Heute sind es 40 bis 60. Der Markt brauche mehr Wirtschaftsprüfer. 1942 von ihnen gäbe es derzeit in Österreich, bescheidene 27 Prozent davon Frauen. Gerade einmal 39 neue Prüfer sind vergangenes Jahr beeidigt worden. Es müssen mehr her. Und jetzt werden sie kommen.

Was verändert sich im Berufsfeld der Steuerberater? Das erfahren Sie hier.

(Print-Ausgabe, 23.09.2017)

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