Digitalisierung II

Wo die Programmierer sind

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Programmierer sind rar und kostbar. Und sie ticken anders. Mit herkömmlichem Recruiting findet man sie nicht.

Programmierer gehen nicht auf Karrieremessen. So gut wie nie suchen sie aktiv nach einem neuen Job, warten eher passiv auf Angebote, um sie dann ohnehin meist abzulehnen. Sprich: Recruiter und Personalberater beißen sich an ihnen die Zähne aus.

Immerhin gibt es ein Event, bei dem man die Programmierer trifft. 8000 von ihnen sind am WeAreDevelopers-World-Kongress von 16. bis 18. Mai im Vienna Austria Center angemeldet, wo sie Apple-Mitgründer Steve Wozniak und anderen Helden ihrer Szene lauschen werden. Jedoch: Rekrutieren ist dort verboten. Wer ausstellt, sollte wissen, dass er nur über seine Projekte das Funkeln in den Augen der Programmierer entfachen kann.

Benjamin Ruschin ist Managing Director von WeAreDevelopers und baut neben dem Kongress die gleichnamige Recruitingplattform auf. „Der wichtigste Wechselgrund für einen Programmierer sind tolle Projekte“, weiß er, „das Gehalt kommt später.“ Mit richtig spannenden Projekten, am liebsten „von null auf 100“, könne auch ein kleines No-name die großen Superbrands ausstechen.

Mit dem richtigen Mindset punkten

Dabei dürfen diese Projekte den Programmierern aber nicht von fachunkundigen HR- oder Marketingleitern präsentiert werden. Sie hätten „das falsche Mindset“, sagt Ruschin. Es müsse schon „einer von ihnen“ sein, ein potenzieller Kollege, der die gemeinsame Sprache spreche und auch gleich Lust auf das Team machen könne. Je technischer er sich ausdrücke, desto besser, „das macht es umso spannender“.

Wie überhaupt die Kollegen stark in den Recruitingprozess eingebunden werden sollten, der im Übrigen extra kurz sein müsse (soll heißen: so wenige Bewerbungsrunden wie möglich). Am besten schreiben die Programmierer auch das Stellenprofil für ihresgleichen selbst und machen bei den vielen kleinen Meet-ups, den Zusammentreffen der Szene, Werbung für den Job.

Um dem heimischen Programmierermangel Herr zu werden, sagt Ruschin, sehe er genau zwei Wege: mehr Ausbildung – und einen suchenden Blick nach Osteuropa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2018)

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