Freie Berufe

„Beruf des Landarztes muss sexy werden“

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Wie kann man Vertretern der freien Berufe das Arbeiten auf dem Land schmackhaft machen?

In Zukunft muss man Anreize schaffen, damit es auch auf dem Land weiterhin freie Berufe gibt. Da sind sich alle einig. Zu den freien Berufen zählen die medizinischen Berufe Arzt, Apotheker, Zahnarzt und Tierarzt, die juristischen Berufe Notar, Rechtsanwalt, Patentanwalt sowie Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Ziviltechniker.

Insgesamt gibt es in Österreich 82.000 Vertreter der freien Berufe, die mehr als 170.000 Arbeitsplätze schaffen. Die freien Berufe sind mit ihren familiären Strukturen sichere Arbeitgeber – auch in Krisenzeiten, wie dies beispielsweise 2008 der Fall war.

Aber wie gut ist die Lage derzeit und was wünschen sich die Gemeinden? Der Österreichische Gemeindebund hat gemeinsam mit der Bundeskonferenz der Freien Berufe Österreichs (Buko) eine Umfrage unter Gemeindevertretern durchgeführt.

Gemeinden haben konkrete Wünsche

Das Ergebnis: 65 Prozent der Gemeinden profitierten in der Vergangenheit durch die Zusammenarbeit mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Fast alle arbeiten derzeit mit einem Notar zusammen. Und auch Ziviltechniker werden häufig gebraucht – am ehesten als Bausachverständige und für Vermessungstechnik. Zentral bei der Umfrage war aber die Gesundheitsversorgung. Hier zeigt sich folgendes Bild:

  • Die Gemeinden wollen eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung. Alle der 258 befragten Gemeindevertreter finden das wichtig oder sehr wichtig.
  • Für neun von zehn ist die Apotheke relevant für eine gute Versorgung. Fast sieben von zehn schätzen Apotheken auch als wichtigen lokalen Arbeitgeber.
  • Die zahnärztlichen Versorgung bezeichnen acht von zehn Befragten als sehr gut oder gut.
  • Von zahnärztlichen Zentren in den Bezirkshauptstädten halten die Befragten nichts. Über 80 Prozent wollen für die Bürger eine persönliche zahnmedizinische Versorgung – am besten eine selbständige Ordination und keine Filiale einer Zahnarztkette.

Eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist den Gemeinden also wichtig. Wer länger keinen Arzt für seine Gemeinde findet, ist auch bereit, selbst mitzuhelfen. So stellen Gemeinden etwa Räumlichkeiten zur Verfügung, übernehmen Mietkosten oder unterstützen mit Investitionszuschüssen. „Klar ist aber, dass diese Ausfallshaftung nicht Aufgabe der Gemeinden sein kann. Vielmehr müssten Bund, Länder und Krankenkasse dafür sorgen, dass das Berufsbild Hausarzt auf dem Land wieder attraktiver wird“, sagt Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl. Buko-Präsident Horejs stimmt zu: „Der Beruf des Landarztes muss sexy werden.“

Neue Bundesregierung gefordert

Dazu brauche es aber nicht nur Honorarerhöhungen, sondern auch strukturelle Veränderungen: weniger bürokratischen Aufwand, familienfreundlichere Kassenverträge, mehr Transparenz und bessere Perspektiven für Jungärzte. Horejs sieht die Verantwortung auch bei der derzeitigen Beamtenregierung, „die als Experten einen klaren Blick haben und passende Rahmenbedingungen schaffen sollten.“ Er hofft, dass sich die Experten die Regierungserklärungen der letzten Jahre ansehen und diese endlich umsetzen. „Das wäre wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen.“

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