Studierende vor Gericht: Auch ein Wettbewerb um Talente

Die Sieger der Wiener Vorausscheidung des Zivilrecht-Moot-Court stehen fest.

Gewinner waren schlussendlich alle: Zehn Studierenden-Teams - jeweils mit Unterstützung einer Sozietät - waren letzten Montag zur Wiener Vorausscheidung des Zivilrecht-Moot-Court angetreten. Am Ende konnte das Team rund um Christoph Altmann, Zeno Grabmayr und Matthias Neumayer den ersten Platz für sich verbuchen. Betreut wurden die Studierenden bei diesem Wettbewerb, bei dem Gerichtsverhandlungen simuliert werden, von Johannes Reich-Rohrwig, Partner bei CMS Reich-Rohrwig Hainz. Unisono betonten sowohl die Rechtsanwälte, welche die Teams bei ihren Vorbereitungen unterstützten, als auch die Nachwuchshoffnungen, wie stark sie vom Wettbewerb profitiert hatten.

"Ich wollte mich selbst herausfordern", begründet Rosa Duarte-Herrera, Mitglied im drittplatzierten Team ihre Teilnahme. Die Herausforderung sei jedenfalls groß gewesen - neben dem fachlichen Know-how habe sie durch den Moot Court auch die anwaltlichen Tätigkeiten gut kennengelernt. "Nun kann ich besser beurteilen, ob ich später einmal in einer Kanzlei arbeiten möchte", so die 23-jährige Studentin.

Reale Fälle verhandelt

Die Möglichkeit, zukünftige Mitarbeiter kennenzulernen, betont auch Reich-Rohrwig. "Blendend" sei die Zusammenarbeit mit den Studierenden gewesen. Zuerst habe er vor allem fachliche Ezzes gegeben, später sei er besonders als Rhetorik-Coach benötigt worden, erzählt der Rechtsanwalt. Den Arbeitsaufwand für die Unterstützung des Teams beziffert Reich-Rohrwig für die gesamte Kanzlei mit etwa 40 Stunden.
Diese haben sich jedenfalls ausgezahlt, immerhin haben die drei Studierenden Altmann, Grabmayr und Neumayer den Richtersenat - bestehend aus Universitätsprofessor Ernst Karner, Brigitte Schenk, Senatspräsidentin des Obersten Gerichtshofs, sowie Rechtsanwalt Raimund Madl - am besten von sich überzeugen können. Der Senat begründete denn auch seine Entscheidung für den Gesamtsieg unter anderem damit, dass die drei Jungjuristen nicht nur hervorragende Schriftsätze verfasst hätten, sondern vor allem durch die Qualität ihrer Antworten auf - teilweise sehr gefinkelte - Fragen punkten konnten.

Das Prinzip dieses Wettbewerbs ist einfach: Es wird ein Gerichtsverfahren simuliert. Jeweils zwei Studierendenteams treten vor dem Richtersenat "gegeneinander" an, versuchen ihre Sicht der Dinge durchzusetzen. Zuvor bereiten sie sich mithilfe von Rechtsanwälten darauf vor. Die Fälle, die an diesem Tag im Dachgeschoß des Juridicums "verhandelt" wurden, waren auch aus der Realität. Eine Verbandsklage war ebenso Thema wie allgemeine Geschäftsbedingungen oder Schadenersatzrecht. Der Praxisbezug sei bewusst gewählt worden, wie Organisator Martin Spitzer betont: "Die Teams erhalten anonymisierte Originalurteile und erstellen Schriftsätze dazu. Wir sind somit 100 Prozent an der Realität", sagt der Universitätsprofessor.

Die Teilnahme sei für die Studierenden zeitaufwendig - die Mühe zahle sich aber aus, ist der Jurist Spitzer überzeugt: "Die Studierenden lernen Aspekte von Fällen kennen, die wir auf der Universität so nicht nachstellen können. Sie müssen recherchieren, sich in Teams einfügen - das alles in einer Intensität, wie es sonst kaum während des Studiums vorkommt. Das stellt einerseits eine gute Vorbereitung für wissenschaftliches Arbeiten dar und schult andererseits das Teamwork."

Für Altmann, Grabmayr und Neumayer geht es nun in die nächste Runde: Sie werden sich im Mai mit anderen Teams aus Österreich im Bundesfinale messen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2012)

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