Ein Handicap? Nicht für die Karriere

Seine Geschäftsidee „Career Moves“ ist mehrfach prämiert: Der Gründer und Social Entrepreneur Gregor Demblin betont, warum es Sinn macht, Menschen mit Behinderung einzustellen.

„Unsere Botschaft kommt in der Wirtschaft an“, zeigt sich Gregor Demblin erfreut. Der Social Entrepreneur spielt dabei auf die Auszeichnungen an, welche sein Unternehmen Career Moves, eine auf Menschen mit Behinderung spezialisierte Jobplattform, in den letzten Monaten erhalten hat: Der renommierte Nachhaltigkeitspreis Trigos wurde dieses Jahr erstmals in der Kategorie Social Business vergeben – Career Moves freute sich über die Prämierung. Davor wurde Demblin – selbst seit einem Unfall Rollstuhlfahrer – mit dem „Architects of the Future Award 2012“ ausgezeichnet.

„Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung ist ein gesellschaftliches Problem. Natürlich hat es auch große Auswirkungen für die Betroffenen.“ Persönliche Schicksale, sozialer Ausschluss, Existenzprobleme – die Spirale kann sich sehr schnell drehen. Doch auch der Gesellschaft sollte es ein Anliegen sein, sich für die bessere Akzeptanz von Behinderten am Arbeitsmarkt einzusetzen. „Immerhin erzeugt diese Situation gesamtgesellschaftlich sehr hohe Kosten“, sagt Demblin.

Er führt zwei Gründe an, warum die Plattform entstanden ist: Erstens habe er selbst gesehen, wie schwer es ist, sich mit einer Behinderung zu bewerben. „Für den Bewerber selbst wie auch für den Arbeitgeber“, fügt er hinzu. Zweitens: „Firmen haben leider noch immer Angst vor der Behinderung.“ Im Zweifelsfall würden die Personalverantwortlichen lieber jemanden ohne Handicap einstellen. In den Chefetagen habe er hingegen große Zustimmung zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung erfahren. „Manager kommen allerdings auch oft nicht mit dem Behinderten selbst in ihrem Job in Berührung“, relativiert er.

Mehrheit loyale Mitarbeiter

Nichtsdestotrotz freut sich Demblin über viel Unterstützung durch heimische Manager: Auch weil der Bedarf an Fachkräften so groß wird, dass Firmen um diese Arbeitnehmersgruppe keinen Bogen machen werden können. 15 Prozent aller potenziellen Beschäftigten hätten eine Einschränkung. „Wenn man alle Formen der Behinderung hinein nimmt“, rechnet Demblin vor. Natürlich gebe es auch in dieser Gruppe „schwarze Schafe“. Die große Mehrheit seien allerdings außergewöhnlich engagierte und loyale Mitarbeiter. „Die Anstellung von Menschen mit Behinderung wirkt sich auch positiv auf das gesamte Team aus“, ergänzt er: „Die Integration stärkt den Teamgeist der anderen.“

Das Konzept von Career Moves besteht darin, dass die ausgeschriebenen Positionen mit verschiedenen Symbolen ausgeschrieben werden. Diese zeigen, welche Fähigkeiten für die Beschäftigung notwendig sind. „Der Bewerber erkennt daher sofort, ob er für diesen Job in Frage komm“, so Demblin. „Unsere Botschaft ist klar“, sagt der soziale Unternehmer, dessen Unternehmen nicht auf Gewinn ausgerichtet ist: „Wir wollen Firmen vermitteln, dass es eine lohnende Erfahrung sein kann, Menschen mit Behinderung anzustellen.“

Zur Person

Gregor Demblin, geboren 1977, ist seit einem Badeunfall auf der Maturareise querschnittsgelähmt. Seit 2003 arbeitet er in Kooperation mit zahlreichen Unternehmen an der Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung. 2009 gründete er gemeinsam mit Wolfgang Kowatsch die Jobplattform Career Moves. Seit 2009 konnten bereits über 1800 Jobs von etwa 160 Unternehmen für Menschen mit Behinderung angeboten werden.

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